Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Kämpfe am Narotsch-See 167 
  
die ich dort erhielt, werde ich nie vergessen. Alle Herren, die das erste Mal 
in das Baltikum fuhren, hatten das gleich starke Empfinden: Es ist ein 
Stück Heimaterde dort oben. 
Anfang Juni bejubelten wir den Erfolg der deutschen Flotte in der 
Seeschlacht vor dem Skagerrak; auch eine der Großtaten dieses Krieges, 
die auf die Haltung der neutralen Staaten von Einfluß war. Leider wurde 
die Freude an dem Erfolge durch die Berichterstattung, die die Verluste 
zuerst niedriger, dann höher angab, gedämpft. 
XII. 
Ich hatte mit warmem Interesse die Taten unserer Marine verfolgt. 
In ihr waren im Frieden große Mittel festgelegt. Sie war jetzt neben dem 
Heere als vollwertiger Kampffaktor berufen, um den Sieg zu kämpfen und 
uns vor der Erdrosselung durch England zu schützen. Dessen Teilnahme an 
dem Kriege ließ erwarten, daß der Kampf nach geschichtlicher englischer Über— 
lieferung gegen die gesamte Bevölkerung der Mittelmächte ohne Rücksicht 
auf das geltende Völkerrecht und die Gesetze der Menschlichkeit mit allen 
Mitteln geführt werden würde. Daß wir das offene Weltmeer mit unseren 
Kreuzern nicht halten konnten, war von vornherein klar. Die Mittelmeer- 
Division ging nach Konstantinopel. Unser Kreuzergeschwader in Östasien 
und der Südsee war nach der Unternehmung der Japaner gegen Kiau- 
tschou, dessen Besatzung diesen verlorenen Posten tapfer verteidigte, ohne 
Stützpunkt. Es mußte in die heimatlichen Häfen zurückkehren. Die 
Schlachten bei Coronel am 1. November und bei den Falklandinseln am 
3. Dezember 1914 bezeichnen des Kreuzergeschwaders Sieg, Not und Ende; 
sie erfüllen jedes deutsche Herz mit Stolz und tiefer Wehmut. Unsere 
Kreuzer und Hilfskreuzer haben die feindlichen Gewässer durch Minen ver- 
seucht und dann und wann noch das Weltmeer dem Feinde unsicher ge- 
macht. Sie brachten deutschen Wagemut hoch zu Ehren, Entscheidendes 
vermochten sie nicht zu erringen. Trotzdem sind ihre Taten nicht ver- 
gebens gewesen. Auch an ihnen wird der Deutsche sich aufrichten. 
Im Bosporus war die Mittelmeer-Division im wesentlichen zur 
Untätigkeit verurteilt, nachdem die Entente auf einen Angriff gegen Kon- 
stantinopel verzichtet hatte. Die feindliche Überlegenheit im Schwarzen 
und Mittelländischen Meer war stark. Die k. u. k. Marine hatte wenig 
Unternehmungslust. Sie machte nach der Kriegserklärung Italiens nur 
bedeutungslose Streifzüge an dessen Ostküste. 
In der ÖOstsee standen sich die beiderseitigen Streitkräfte in Stärken 
gegenüber, die es ermöglichten, die deutsche Handelsschiffahrt aufrecht zu 
erhalten. Dies war wegen der Erzzufuhr aus Schweden für die Krieg-
	        
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