186 Der erweiterte Oberbefehl an der Ostfront August 1916
Für die bei der k. u. k. 2. Armee befindlichen deutschen Truppen
waren in Lemberg besondere Etappeneinrichtungen zu schaffen, ebenso in
Ungarn für die Divisionen, die in den Karpathen kämpften.
Mit der Ausbildung der Marschformationen nach unseren Grund-
sätzen wurde begonnen; sie sollten von deutschen Generalen besichtigt werden.
Oberst Prinz Oskar von Preußen, dem die Ausbildung der k. u. k. Marsch-
formationen bei der deutschen Südarmee übertragen wurde, hat dabei mit
großem Nutzen gewirkt. Deutsche Artillerie-Brigadekommandeure lehrten
die k. u. k. Artillerie, die im übrigen schießtechnisch hoch stand, die Feuer-
leitung nach den Bedürfnissen des Großkampfes. Mit einem allerdings sehr
beschränkten Offizieraustausch wurde begonnen. Es geschah alles, was nach
Lage der Dinge möglich erschien, die k. u. k. Armee vor Rückschlägen zu be-
wahren, wie wir sie im Juni erlebt hatten.
Groß= und Kleinarbeit war in Menge zu leisten, die Stunden in der
Zitadelle von Brest-Litowsk vergingen im Fluge.
Am 27. August erklärte Rumänien an Österreich-Ungarn den Krieg.
Die Doppelmonarchie erntete damit den Lohn für die einseitige Politik
Ungarns und wir die Frucht unseres tatenlosen Zusehens.
Am 28. um 1 Uhr mittags übermittelte der Chef des Militärkabinetts,
General v. Lyncker, durch Fernsprecher dem Generalfeldmarschall v. Hin-
denburg und mir den Befehl Seiner Mojestät des Kaisers, unverzüglich
nach Pleß zu kommen.
Am selben Tage 4 Uhr nachmittags verließen wir Brest, um nicht
wieder an die Ostfront zurückzukehren. Hinter uns lagen zwei Jahre
großer, gemeinsamer Arbeit und gewaltiger Erfolge.