Absichten für den Feldzug gegen Rumänien 195
In näherer Ausführung unserer Absichten war die Front zu beiden
Seiten der Karpathen von ihrem linken zum rechten Flügel zum Stehen zu
bringen. Sie mußte nach Siebenbürgen hinein, etwa längs der Maros
oberhalb und unterhalb Maros Vasarhely, verlängert werden, während
wir die Rumänen von Bulgarien aus, allerdings nur mit schwachen
Kräften, anfaßten, wie dies bereits von dem bisherigen Chef des General—
stabes vorgesehen war.
Generalfeldmarschall v. Mackensen hatte nach Abschluß des Feldzuges
gegen Serbien den Oberbefehl an der bulgarisch-mazedonischen Front der
bulgarischen Obersten Heeresleitung überlassen, war aber auf der Balkan—
halbinsel verblieben. Er hatte bei der zunehmenden Spannung mit Ru—
mänien die Vorbereitungen für die Eröffnung der Feindseligkeiten ge-
troffen und am 28. August das Oberkommando über die deutschen, öster-
reichisch-ungarischen, bulgarischen und osmanischen Truppen an der Donau
und Dobrudscha-Grenze übernommen. Zu seiner Verfügung standen aber
nur: die k. u. k. Donauflottille westlich Orsowa, alter und recht schwacher
bulgarischer Landsturm im Donauschutz, eine deutsche gemischte Abteilung,
den mazedonischen deutschen Truppen entnommen, unter Oberst Bode bei
Rustschuk, eine bulgarische Infanterie-Division ebendort, weitere bulgarische
Kräfte von auch nur geringer Stärke bis östlich der aus Bulgarien in die
Dobrudscha führenden Bahn. Einige schwere deutsche Batterien und eine
türkische Division waren mit zwei bis vier Zügen täglich im Anrollen,
mehr leisteten die Bahnen Nordbulgariens nicht.
Die Haltung Bulgariens Rumänien gegenüber war durchaus zweifel-
haft. Während Deutschland und die Türkei unmittelbar nach der Kriegs-
erklärung Rumäniens an Österreich-Ungarn ihrem Verbündeten zur Seite
getreten waren, bequemte sich Bulgarien erst am 1. September dazu. Es
unterließ dabei, bestimmte Forderungen, wie etwa den Gewinn der ganzen
Dobrudscha, für seine Waffenhilfe zu stellen. Die Lage an der mazedoni-
schen Front veranlaßte damals Bulgarien zu einer gewissen Zurückhaltung.
Nach den von General v. Falkenhayn mit den Verbündeten getroffenen
Vereinbarungen sollte Generalfeldmarschall v. Mackensen mit den ihm
unterstellten Truppen in Richtung Bukarest über die Donau gehen. Ge-
neral v. Conrad hatte diese Operation besonders befürwortet, weil er sich
dadurch eine entsprechende Entlastung Siebenbürgens versprach. Die Folge
dieser Operation wäre eine Niederlage der schwachen Armee des General-
feldmarschalls v. Mackensen, sei es auf dem nördlichen Donauufer, sei es
durch ein Vordringen der Rumänen und Russen über die dann nicht ge-
nügend geschützte Dobrudscha-Grenze gewesen. Generalfeldmarschall v. Hin-
denburg und ich verwarfen diese Operation und traten für den Einmarsch
des Generalfeldmarschalls v. Mackensen in die Dobrudscha ein. Dies
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