198 Der Entente-Ansturm im Herbst 1916
nach Görlitz gebracht, um mit ihrer Zustimmung dort interniert zu
werden. Im Rücken der bulgarischen Armee war damit die gebotene Klar-
heit geschaffen. An der Struma stand die Entente. Die Bulgaren gingen
nicht weiter vor, ihr Hauptangriff über Florina war inzwischen gescheitert.
Hier hatte der Bulgare am 19. August die griechische Grenze überschritten,
um zunächst das Höhenmassiv der Malka Nidze östlich Florina zu nehmen,
das von Serben besetzt war. Die Vorberge wurden im Überraschungserfolg
gewonnen, der Hauptangriff aber durch einen kräftigen Gegenstoß der
Serben zurückgeschlagen. Die Bulgaren hatten viel verloren. Die bul-
garische Offensive, aber auch der bulgarische Mut brachen zusammen.
Der Zar der Bulgaren und Radoslawow, die Anfang September in Pleß
waren, klagten und wollten deutsche Truppen haben. Unsere Regierung
befürwortete es uns gegenüber dringend, ebenso ein Nachlassen der bulga-
rischen Schuld an Deutschland, eine Frage, die ich damals gar nicht übersah
und die mich auch nichts anging.
Es widersprach den gesunden Grundsätzen des Krieges, wenn wir jetzt
den Bitten Bulgariens nach einer Verstärkung durch deutsche Truppen
nachgegeben hätten. Wichtigeres für die Gesamtkriegführung stand in
Siebenbürgen auf dem Spiel. Die Oberste Heeresleitung lehnte eine
Unterstützung ab. Ich konnte feststellen, daß die Verbindungen aus dem
Vardartale in die Ebene von Monastir in keiner Weise genügten, um
die Truppen, die dort waren, auch nur annähernd mit allem Nötigen zu
versehen. Noch weitere hinzusenden, wäre falsch gewesen. Auch hier galt es
demnach, zuerst gesunde Verhältnisse zu schaffen, mochten auch die Bulgaren
ein Stück Land verlieren; das mußte eben in den Kauf genommen werden.
Wir konnten mit deutschen Truppen nicht alles machen. Die Oberste Heeres-
leitung half aber so, wie die Lage gestattete. Das deutsche Armee-Ober-
kommando wurde vom Vardar nach dem rechten Flügel verlegt, um hier
Gewähr für richtige taktische Führung und für sachgemäße Arbeit bei Ausbau
der rückwärtigen Verbindungen zu geben. Deutsche Eisenbahn= und Arbeits-
truppen hatten in dem so überaus schwierigen Gebirgsgelände die Arbeiten
in ihre kundigen Hände zu nehmen und in langen Monaten das nachzuholen,
was schon vor einem Angriffe über Florina zu schaffen gewesen war.
Bulgarischer Oberbefehlshaber war General Jekow. Er war bundes-
treu, besaß aber nicht die ausgeprägten Führereigenschaften, wie sie ein
moderner Krieg verlangt, dazu fehlte ihm die Schulung. Bei eigenem,
untadelhaften Charakter war er nicht durchgreifend genug, um verschiedene,
schwerwiegende Mißstände in der bulgarischen Armee zu beseitigen; er
verstrickte sich in enge Parteipolitik und vergaß dabei den Krieg. Sein
damaliger Generalstabschef Lukow war ein unklarer Kopf und Intrigant,
der das Unglück seines Landes und des Vierbundes verschuldet hat.