204 Der Entente-Ansturm im Herbst 1916
dieser. Die Zusammenarbeit des Generalstabes und des Admiralstabes
ist stets gut gewesen.
Die Generalgouverneure in Brüssel und Warschau waren dem Kaiser
unmittelbar unterstellt und in ihrer Politik von dem Reichskanzler ab-
hängig. In militärischen Fragen folgten sie den Wünschen der Obersten
Heeresleitung — um einmal Pferde aus dem Generalgouvernement
Warschau zu bekommen, war ein Befehl Seiner Mcjestät nötig.
Das übrige besetzte Gebiet unterstand der Einwirkung des General-
quartiermeisters und damit auch der der Obersten Heeresleitung. Die
Armee-Oberkommandos waren in diesem Gebiet die eigentlichen Herren.
Die Kriegsministerien Preußens, Bayerns, Sachsens und Württem-
bergs waren uns gleichgestellt. Ihre Vertreter befanden sich im Großen
Hauptquartier, für die bundesstaatlichen Ministerien waren dies die
Militär-Bevollmächtigten der betreffenden Kontingente. Die bayerischen
Vertreter wechselten häufig. Zuletzt sind es General v. Hartz und
später noch General Köberle gewesen. Sachsen und Württemberg
vertraten die Generale v. Eulitz und v. Graevenitz, den später Oberst-
leutnant Holland ersetzte. Die Herren waren zugleich Sachwalter der
Interessen ihrer Kontingente gegenüber der Obersten Heeresleitung.
Es ist klar, daß es auch in der deutschen Armee nicht ohne Eifer-
süchteleien zwischen ihnen abging. Traten an dieser oder jener
Stelle Schwierigkeiten ein, dann schob zuweilen ein Kontingent
die Schuld auf das andere. Einmal hatte es zuviel Verluste, ein
anderes Mal zu wenig Gelegenheit, sich zu betätigen. Personal-=
fragen gab es ebenfalls mit den Militär-Bevollmächtigten zu be-
handeln. Das Zusammenarbeiten dieser Herren mit der Obersten
Heeresleitung ist gut gewesen. Sie werden von mir die Überzeugung
gewonnen haben, daß ihre Interessen von mir unparteiisch wahrgenommen
wurden. Ich habe nie einen Unterschied zwischen den vier Kontingenten
gemacht. Alle taten ihre Schuldigkeit, jedes hatte seine guten und weniger
guten Divisionen; Württemberg allein hatte nur gute. Das gleiche Lob
kann den badischen Divisionen gespendet werden, auch wenn sie kein
eigenes Kontingent bildeten. Das Heer hielt trotz der verschiedenen Stämme
fest zusammen. Erst einer langen zersetzenden Arbeit blieb es vorbehalten,
eine gewisse gegnerische Stimmung zwischen bayerischen und preußischen
Truppen hervorzurufen. Aber auch hiervon hielt sich der höhere Offizier frei.
Vertreter des preußischen Kriegsministeriums war Major Stieler
v. Heydekampf; er hat sich mit warmer Hingabe meiner vielen Sorgen an-
genommen.
Die Kriegsministerien entsprachen unseren Anforderungen auf vielen
Gebieten. Ich fand in ihnen hierbei treue Helfer. Da allerdings, wo die