Ergebnis der Besprechung in Cambrai 215
zertrommelt und konnten von der eigenen Artilleriebeobachtung häufig nur
schwer überwacht werden. Stellungen am Hinterhang mit geringem Schuß-
feld und unter guter Beobachtung durch die eigene Artillerie wurden ge-
halten. Sie verdienten im Großkampfe den Vorzug.
Der ausschlaggebende Wert artilleristischer Beobachtungsmöglichkeit
und damit der Notwendigkeit, sie an erster Stelle bei Auswahl einer Stel-
lung zu berücksichtigen, war scharf in die Erscheinung getreten.
Also auch hier galt es aufzubauen; vieles hatte sich geändert, ja sogar
umgekehrt!
Alle diese Fragen wurden bei der Besprechung in Cambrai nur ge-
streift. Ich gewann im allgemeinen lediglich Eindrücke, die aber doch
zeigten, wie notwendig es sei, der Kampfführung neue Formen zu geben,
und wie das Heer danach verlangte, auf dem Gebiete der Taktik und Aus-
rüstung gefördert zu werden. Im Osten hatten wir im wesentlichen nach
der alten Taktik, die uns der Frieden gelehrt hatte, gekämpft und unsere
Truppen ausgebildet; hier traten uns neue Erscheinungen entgegen, denen
nachzugehen meine Pflicht war.
Mit allen taktischen und Ausrüstungsfragen habe ich mich immer be-
sonders gern beschäftigt, das war auch eine meiner Aufgaben im Großen
Generalstabe in Berlin gewesen. Ich trat damals schon für sehr viele
Fragen ein, die jetzt dringlich wurden. Sie waren nun, wie sich schon
früher klar voraussehen ließ, zu Lebensfragen der Armee am Feinde ge-
worden, die nicht genug Beachtung finden konnten. Diese Verantwortung
gegenüber dem Heere wog besonders schwer. Mußte ich auf der einen Seite
Menscheneinsatz fordern, so hatte ich auf der anderen Seite die menschlich
schönere Pflicht, deutsche Menschenleben zu erhalten.
Dies bewog mich, dem Gedanken tragbarer Schutzpanzer näher
zu treten. Wir gaben sie auch an die Truppe aus. Sie fanden aber keinen
Beifall, da sie zu schwerfällig waren.
Die Besprechung in Cambrai war nutzbringend verlaufen. Die stille
Größe der versammelten Führer und Chefs, die nun im Westen beinahe
zwei Jahre in großen Abwehrkämpfen standen, während der Generalfeld-
marschall und ich im Osten kühne Angriffsschlachten hatten gewinnen
können, machte einen tiefen Eindruck. Ich wurde in meiner Ansicht bestärkt,
die Reichsregierung zu veranlassen, dem Kriege zu geben, was des Krieges
ist. Menschen, Kriegsmaterial und seelische Kraft waren die Lebensfrage
für die Armee. Je länger der Krieg dauerte, desto zwingender mußte dies
in Erscheinung treten. Je mehr das Heer verlangte, desto mehr mußte aber
auch die Heimat hergeben, desto größer wurde die Aufgabe der Reichs-
regierung, des preußischen Kriegsministeriums im besonderen.
Nach der Besprechung aßen wir bei dem Kronprinzen von Bayern.