Die Sommeschlacht 217
tember war ein besonders kritischer Monat. Es wurde uns nicht leicht
gemacht, in Siebenbürgen zu einer Operation gegen Rumänien zu
kommen.
Die Sommeschlacht, die am 1. Juli mit einem Durchbruchsversuche
großen Stils angefangen hatte, war in demselben Gedanken bis Mitte Juli
mit unveränderter Kraft weitergegangen. Bis Ende August hatte die
Entente weitere große Angriffe an allen Stellen der Schlachtfront mit
höchstem Krafteinsatz geführt, um uns zunächst zu zermürben. Nach der
Kriegserklärung Rumäniens setzten die Angriffe mit größter Stärke er—
neut ein, die Entente nahm den Durchbruchsversuch wieder planmäßig
auf. Die Schlachten, die jetzt geschlagen wurden, gehören zu den ge—
waltigsten des ganzen Krieges und übertrafen an Gerät= und Menschen-
einsatz alle bisherigen Angriffe. Schon am 3. September begannen nörd-
lich der Somme die Anstürme und dauerten bis zum 7. Der Feind drang
immer tiefer in unsere Stellungen ein. Am 5. September griff der
Franzose auch südlich der Somme auf breiter Front an, wir verloren ver-
schiedene Orte. .
Auf dem Nordufer setzen die Kämpfe schon am 9. wieder ein und
dauerten bis zum 17., wir wurden weiter zurückgeworfen. Ginchy und
Bouchavesnes gewann der Feind. Am 17. war Großkampftag auf dem
Südufer, Berny und Deniccourt gingen verloren. Südlich der Somme
wurde die Kampftätigkeit etwas geringer, das feindliche Artilleriefeuer
rollte aber weiter. Nördlich der Somme hielten die Kämpfe an; mit dem
25. begann das gewaltigste Ringen der an schweren Kämpfen so reichen
Sommeschlacht. Groß war unser Verlust; der Feind gewann Rancourt,
Morval, Geudecourt, auch das heiß umstrittene Combles. Am 26. fiel die
Ecke bei Thiepval. Weitere feindliche Angriffe am 28. scheiterten.
Die Beanspruchung von Führer und Truppen war außerordentlich. Die
in Cambrai in Aussicht gestellten Ablösungen und der für die Westfront ent-
worfene Ablösungsplan genügten lange nicht mehr. Divisionen und sonstige
Truppen mußten in schnellerer Folge an die Sommefront geworfen werden
und dort länger aushalten. Die Zeit zur Erholung und Ausbildung an
ruhiger Front wurde immer kürzer. Die Truppen verbrauchten sich. Alles
stand auf des Messers Schneide! Unsere Nervenanspannung in Pleß war
gewaltig, immer wieder mußten Aushilfsmittel ersonnen und durchgeführt
werden. Es gehörten die eisernen Nerven der Generale v. Gallwitz, Fritz
v. Below, v. Kuhl, der Obersten v. Loßberg und Bronsart v. Schellen-
dorf dazu, den Kopf nicht zu verlieren, die eintreffenden Verstärkungen zu
planvollem Einsatz zu bringen und bei allen Mißerfolgen schließlich doch
die Gesundung der Lage im Auge zu behalten. Es gehörte aber vor allem
eine Truppe dazu wie die deutsche!