222 Der Entente-Ansturm im Herbst 1916
aus Tirol einige Gebirgsbrigaden frei. Sie konnten aber erst sehr
spät kommen. Ich bot deshalb dem Oberkommando in Teschen einige
k. u. k. Divisionen der Heeresgruppe Linsingen an, die gegenüber russischen
Truppen nicht mehr zu verwenden waren. Sie wurden dankbar genom-
men. Die Divisionen füllten Raum; als Angriffstruppen waren sie aller-
dings kaum zu gebrauchen.
In der zweiten Septemberhälfte verdichtete sich allmählich unser Auf-
marsch in Siebenbürgen; er blieb immer noch sehr schwach gegenüber den
feindlichen Stärken. Es handelte sich überhaupt nur um wenige Divisionen.
Die k. u. k. 1. Armee hatte geringen Kampfwert. Die 9. Armee aber war
angriffsfähig, bei ihr lag der Schwerpunkt der Operation.
Beide Armeen sollten antreten, sobald ihr Aufmarsch gegen Ende Sep-
temmber beendet war, und zwar die k. u. k. 1. Armee in scharf östlicher
Richtung nördlich Schäßburg vorbei, die 9. Armee mit der Masse
auf Hermannstadt—Kronstadt. Der Rumäne war anzugreifen und nach
Osten zurückzudrängen. Die 9. Armee sollte sich dabei mit ihrem rechten
Flügel hart an der Nordwand der transsylvanischen Alpen halten, um die
nach der Walachei führenden Verbindungen der in Siebenbürgen stehenden
rumänischen Armee zu durchschneiden. Die Notwendigkeit, die Armee in
der rechten Flanke zu sichern, ergab sich dabei von selbst.
Der Aufmarsch der drei Divisionen der 9. Armee um Mühlbach konnte
vom Vulkan= und Szurduk-Paß her aus der Gegend von Petroseny um-
faßt werden, falls der Rumäne über Hermannstadt und nordwärts den
Marosübergang erzwingen wollte. Hiermit mußte zunächst gerechnet wer-
den. Es war daher von Bedeutung, daß wir die bei Petroseny befindlichen
Rumänen wieder über das Gebirge zurückwarfen. Am 19. September ge-
lang dies den zuerst eingetroffenen deutschen Truppen. Als sie abberufen
werden mußten, um sich dem Vormarsch von Mühlbach auf Hermannstadt
anzuschließen, übernahmen k. u. k. Truppen die Verteidigung der Pässe.
Die Rumänen vermochten sie am 25. wieder in ihren Besitz zu bringen,
doch hatten sie inzwischen einen Teil ihrer Bedeutung verloren.
Der Rumäne hatte sich vor der 1. Armee in das im oberen Maros-
bogen liegende Görgeny-Gebirge hineingeschoben und die k. u. k. Postie-
rungen auf die Maros oberhalb Maros-Vasarhely zurückgedrückt. Weiter
südlich hatte er etwa die Gegend von Szekely-Udvarhely und östlich Fogaras
erreicht. Die Gruppe um Hermannstadt, zwei bis drei Divisionen, war
stehen geblieben. Schwache k. u. k. Truppen, verstärkt durch die für diesen
Zweck aus drei Kavallerie-Regimentern zusammengesetzte siebenbürgische
Kavallerie-Brigade, standen in lockerer Linie zwischen Schäßburg und
Hermannstadt.
Die Operationen sollten damit beginnen, daß General v. Falkenhayn