Zur Entscheidung in Rumänien 227
Es war schwierig, den Rumänen durch die Grenzgebirge oder über
die Donau zu treffen; noch schwerer, neue Truppen für die Fortsetzung der
Operationen bereitzustellen.
Wir hatten uns naturgemäß dauernd überlegt, wie die Bewegungen
gegen Rumänien weiterzuführen wären. Die günstigste Operation war
das gleichzeitige Vordringen beider Heeresgruppen mit dem inneren Flügel
auf Galatz, und zwar der Armee Mackensens gegen die Donaumündung,
Galatz abwärts, und der Heeresgruppe Erzherzog Karl gegen den Sereth,
Galatz aufwärts, unter Sicherung der inneren Flanken. Das Ergebnis hätte
in der Vernichtung des Hauptteils der rumänischen Armeen in der Walachei
und in der Besetzung eines Gebiets bestanden, das an den uns fehlenden
kriegerischen Hilfsquellen überaus reich war. Dieser schöne Gedanke hatte
das Hirn der beteiligten Führer und auch das meinige durchkreuzt.
Generalfeldmarschall v. Mackensen bekam rechtzeitig die von ihm be-
antragte Division, — die 217. — um ihn zu dem Angriffe gegen die feind-
liche Stellung Tuzla—Cobadinu—Rasova und zum weiteren Vordringen
bis an die Donaumündung zu befähigen.
Der mit starken Angriffen gepaarte Widerstand, den die Heeresgruppe
Erzherzog Karl in den Grenzgebirgen von Orsowa bis zur Bukowina
fand, zeigte aber sehr bald, daß sich die 9. und die k. u. k. 1. Armee fest-
gelaufen hatten. Eine Fortsetzung des Angriffs war hier nicht mehr
möglich. s
Andere Wege waren für die Gesamtoperation zu beschreiten. General-
feldmarschall v. Mackensen hatte mit Zuhilfenahme der allerdings nur ganz
langsam anrollenden deutschen Division den Feind in der Dobrudscha zu
schlagen, ihm nur mit Teilen zu folgen und die anderen Teile südwärts
Bukarest über die Donau zu führen. Die 9. Armee der Heeresgruppe Erz-
herzog Karl sollte über die transsylvanischen Alpen nach Süden in die
Walachei hinabsteigen. Beide Armeen hatten darauf den Feind zu be-
siegen und ihre Vereinigung zu erstreben.
Es war noch nicht klar, ob Generalfeldmarschall v. Mackensen bei
Tutrakan, Rustschuk oder Swistow die Donau überschreiten und General
v. Falkenhayn, mit dem Schwerpunkt bei Orsowa, über den Szurduk= oder
den Rotenturm-Paß in die Walachei einfallen würde. Jedenfalls genügten
die bisher gegen die Rumänen eingesetzten Kräfte nicht. Das rumänische
Heer war stark. Russische Hilfe war zu erwarten. Daß beide Heeresgruppen
soviel Kräfte wie nur irgend möglich für den Einmarsch in die Walachei
bereitstellten, war selbstverständlich.
Gern hätte ich etwa freizumachende Kräfte dem Generalfeldmarschall
v. Mackensen zugeführt, um hierhin den Schwerpunkt der Gesamtoperation
zu legen. Die Donau war leichter zu überschreiten als das Gebirge, in dem
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