Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

  
Zur Entscheidung in Rumänien 227 
  
Es war schwierig, den Rumänen durch die Grenzgebirge oder über 
die Donau zu treffen; noch schwerer, neue Truppen für die Fortsetzung der 
Operationen bereitzustellen. 
Wir hatten uns naturgemäß dauernd überlegt, wie die Bewegungen 
gegen Rumänien weiterzuführen wären. Die günstigste Operation war 
das gleichzeitige Vordringen beider Heeresgruppen mit dem inneren Flügel 
auf Galatz, und zwar der Armee Mackensens gegen die Donaumündung, 
Galatz abwärts, und der Heeresgruppe Erzherzog Karl gegen den Sereth, 
Galatz aufwärts, unter Sicherung der inneren Flanken. Das Ergebnis hätte 
in der Vernichtung des Hauptteils der rumänischen Armeen in der Walachei 
und in der Besetzung eines Gebiets bestanden, das an den uns fehlenden 
kriegerischen Hilfsquellen überaus reich war. Dieser schöne Gedanke hatte 
das Hirn der beteiligten Führer und auch das meinige durchkreuzt. 
Generalfeldmarschall v. Mackensen bekam rechtzeitig die von ihm be- 
antragte Division, — die 217. — um ihn zu dem Angriffe gegen die feind- 
liche Stellung Tuzla—Cobadinu—Rasova und zum weiteren Vordringen 
bis an die Donaumündung zu befähigen. 
Der mit starken Angriffen gepaarte Widerstand, den die Heeresgruppe 
Erzherzog Karl in den Grenzgebirgen von Orsowa bis zur Bukowina 
fand, zeigte aber sehr bald, daß sich die 9. und die k. u. k. 1. Armee fest- 
gelaufen hatten. Eine Fortsetzung des Angriffs war hier nicht mehr 
möglich. s 
Andere Wege waren für die Gesamtoperation zu beschreiten. General- 
feldmarschall v. Mackensen hatte mit Zuhilfenahme der allerdings nur ganz 
langsam anrollenden deutschen Division den Feind in der Dobrudscha zu 
schlagen, ihm nur mit Teilen zu folgen und die anderen Teile südwärts 
Bukarest über die Donau zu führen. Die 9. Armee der Heeresgruppe Erz- 
herzog Karl sollte über die transsylvanischen Alpen nach Süden in die 
Walachei hinabsteigen. Beide Armeen hatten darauf den Feind zu be- 
siegen und ihre Vereinigung zu erstreben. 
Es war noch nicht klar, ob Generalfeldmarschall v. Mackensen bei 
Tutrakan, Rustschuk oder Swistow die Donau überschreiten und General 
v. Falkenhayn, mit dem Schwerpunkt bei Orsowa, über den Szurduk= oder 
den Rotenturm-Paß in die Walachei einfallen würde. Jedenfalls genügten 
die bisher gegen die Rumänen eingesetzten Kräfte nicht. Das rumänische 
Heer war stark. Russische Hilfe war zu erwarten. Daß beide Heeresgruppen 
soviel Kräfte wie nur irgend möglich für den Einmarsch in die Walachei 
bereitstellten, war selbstverständlich. 
Gern hätte ich etwa freizumachende Kräfte dem Generalfeldmarschall 
v. Mackensen zugeführt, um hierhin den Schwerpunkt der Gesamtoperation 
zu legen. Die Donau war leichter zu überschreiten als das Gebirge, in dem 
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