232 Der Entente-Ansturm im Herbst 1916
in Rumänien seine Angriffe vom Oktober bis in den Dezember hin-
ein fort.
Gleichzeitig machte sich eine Verlängerung der russischen Front nach
Süden fühlbar. Russen und Rumänen griffen an der ostsiebenbürgisch-
rumänischen Grenze an. Unser Vordringen in der Walachei steigerte die
Kampftätigkeit und löste dort starke russische Massenangriffe aus, die
wieder örtliche Krisen zeitigten und die Nerven stark beanspruchten. Be-
sonders wurde die k. u. k. 1. Armee in dem ostsiebenbürgischen Grenz-
gebirge scharf angefaßt, bis bayerische Truppen auch hier die Lage festigten.
X.
Während Ende Oktober und Anfang November die Kampftätigkeit
auf allen Fronten noch auf vollster Höhe stand und ein Ende noch nicht ab-
zusehen war, vollzog sich unser zweiter Aufmarsch gegen Rumänien. Er
war nicht einfach. In den langen Tagen, während deren er sich
hinzog, war reichlich Zeit vorhanden, über die Richtigkeit des Entschlusses
nachzugrübeln. Er wurde durch den Erfolg zu einem richtigen; wäre dieser
ausgeblieben, wie hätte dann das Urteil über den Feldzug gegen Ru-
mänien gelautet!
Nach Überwindung unendlicher Nachschubschwierigkeiten waren die
Vorbereitungen des Generalfeldmarschalls v. Mackensen in der Dobrudscha
Mitte Oktober beendet. Chef des Generalstabes des Oberkommandos war
General Tappen, der bis Anfang September Chef der Operations-Abtei-
lung der Obersten Heeresleitung gewesen war und sich mit Eifer und Um-
sicht seiner neuen und wichtigen Aufgabe annahm.
Der Angriff begann am 19. Oktober. Zu diesem Zeitpunkte war auch
die 217. Inf. Div. eingetroffen, die an entscheidender Stelle, zum Sturm auf
Topraisar, eingesetzt wurde. Wieder mußte deutsches Blut fließen, weil die
Verbündeten den Aufgaben dieses Krieges nicht gewachsen waren. Der
Feind hatte sich erheblich verstärkt und Anfang Oktober versucht, die deutsch-
bulgarisch-türkischen, Streitkräfte in der Dobrudscha zu schlagen, aber seine
Angriffe waren nicht einheitlich und kräftig genug geführt worden; so ver-
säumte er die Stunde, die er günstig ausnutzen konnte. Der Angriff des
Generalfeldmarschalls v. Mackensen hatte nach schweren dreitägigen Kämpfen
einen glänzenden Durchbruchserfolg. Die feindliche Armee wurde in Unord-
nung nach Norden über die Bahn Konstantza—Tschernawoda zurückgewor-
fen. Rastlos war die Verfolgung; schon am 23. war Konstantza mit seinen
reichen Olvorräten von unseren Truppen besetzt; bald darauf fiel auch Tscher-
nawoda. Erst 20 km nördlich der Bahn wurde die Verfolgung eingestellt.
Natürlich wurde die Frage aufgeworfen, ob die Armee nicht in weite-