236 Der Entente-Ansturm im Herbst 1916
Kämpfe verwickelten rechten Flügel der Kronstadter Gruppe der Heraus-
tritt aus dem Gebirge ermöghlicht.
Weiter zurück stand General Kühne. Seine Infanterie-Divisionen
hatten sich zu sehr auf den Übergang bei Slatina verbissen, statt sofort
weiter südlich bei Caracal wie das Kavalleriekorps überzugehen und da-
durch trotz des Umweges Zeit zu sparen. So überschritten sie den Alt erst
im Laufe des 27. und waren am 30. noch etwa 80 km von dem linken
Flügel der Donau-Armee sowie dem rechten der Gruppe Krafft entfernt.
Die rumänische Armeeleitung hatte die Absicht gehabt, die Truppen der
Generale v. Krafft und Kühne aufzuhalten und die Donau-Armee anzu-
greifen. Zunächst wollte sie diesen beiden Gruppen gegenüber scheinbar die
Gebirgsübergänge bei Curtea de Arges und Ramnicu Valcea sowie den
Alt halten; als dies nicht mehr gelang, versuchte sie weiter rückwärts ihre
dort kämpfende 1. Armee immer wieder zum Stehen zu bringen, um die
Gunst der Umstände gegenüber der Donau-Armee noch in zwölfter Stunde
auszunutzen.
Am 1. Dezember wurde der linke Flügel der Donau-Armee hart süd-
westlich Bukarest sehr stark angegriffen und zurückgedrängt. Die bereits
über den Nejlov gegangenen deutschen Truppen wurden abgeschnitten. Die
Lage war zweifellos sehr kritisch. Nur eine in zweiter Linie marschie-
rende türkische Division gebot der feindlichen Umfassung Aufenthalt. Der
rumänische Stoß wurde nicht kraftvoll genug fortgesetzt, gegen ihn der rechte
Flügel der 9. Armee zur höchsten Eile angetrieben. Am 2. Dezember war
Kavallerie der 9. Armee auf dem Schlachtfelde der Donau-Armee zur
Stelle, am 3. auch Infanterie in Reichweite und die Krise damit über-
standen. Am 4. begann der Gegenangriff, dem der Rumäne geschickt
auswich. «
Inzwischen hatte der linke Flügel der Truppen des Generals Kühne
die Verbindung mit der Gruppe Krafft aufgenommen und die rumänische
1. Armee weiter über den Arges nach Osten zurückgedrängt. Donau= und
9. Armee kämpften von jetzt an in gleicher Höhe. Die Operation war ge-
sichert.
Es war nicht leicht gewesen, die beiden Armeen zu einem engen tak-
tischen Zusammenwirken zu bringen. Am 1. Dezember wäre dies im letzten
Augenblicke beinahe noch mißglückt. Es ist eben im Kriege mit zuviel
Reibungen aller Art zu rechnen.
Nachdem diese Spannung beseitigt war, standen wir vor einer neuen.
Würde Bukarest als Festung verteidigt werden oder nicht? Das erste wäre
uns sehr unbequem geworden, es hätte den Feldzug in Rumänien in die
Länge gezogen. Die Jahreszeit war schon weit vorgeschritten. Wir mußten
uns für das nächste Jahr rüsten. Angriffsmittel aller Art waren bereit-