Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Der Vormarsch zum Sereth 237 
  
gestellt und alles getan, um die Einnahme zu beschleunigen. Es fiel mir 
aber doch ein Stein vom Herzen, als schon am 6. die Meldung eintraf, 
unsere Kavallerie-Divisionen hätten in der Nacht vom 5./6. Dezember die 
Nordwerke der Festung unbesetzt und gesprengt gefunden. Am 6. waren 
wir in dem Besitze von Bukarest, Ploösti und Campina. In dem ganzen 
Olgebiet hatten auf Befehl und unter Anleitung Englands die Rumänen 
die gründlichsten Zerstörungen vorgenommen. 
In die bisherigen Kämpfe hatten die Russen ernstlich noch nicht ein- 
gegriffen. Ein russischer Vorstoß am 5. Dezember südöstlich Bukarest war 
nicht von Bedeutung. Es ist nicht ersichtlich, warum sie die Rumänen ver- 
einzelt schlagen ließen; sie hätten sehr gut in der Walachei sein können. 
Der Sieg dort ist uns nur hierdurch ermöglicht worden. Von jetzt ab 
verstärkten sich die Russen, sie schienen nunmehr für ihre eigene Flanke zu 
fürchten. Sie schwächten sich auch in der Dobrudscha, um in der Walachei 
stärker zu sein. 
Bei der Fortsetzung der Operation wurde der Zweck verfolgt, den Ru- 
mänen noch weiter entscheidenden Abbruch zu tun, die jetzt mit Sicherheit 
zu erwartenden Russen in der Versammlung zu schlagen und die Donau- 
mündung—Sereth—Trotus-Linie für den Abschluß des Feldzuges zu er- 
reichen. Es war dies die kürzeste Linie, die zu gewinnen war. Dies zu 
erzwingen, gebot auch die Kriegswirtschaftslage. 
Die Heeresgruppe Mackensen sollte ihren Schwerpunkt in Richtung 
Buzau—-Focsani legen, etwaigen Widerstand in der Ebene durch Umfassung 
aus dem Gebirge brechen und im übrigen auf beiden Ufern donauabwärts 
vorrücken. 
General v. Conrad hatte zugestimmt, daß sich die Heeresgruppe Erz- 
herzog Karl später mit ihrem rechten Flügel dem Angriff gegen den Trotus 
anschließen sollte. 
Die Kämpfe östlich der Linie Bukarest—Ploösti nahmen einen anderen 
Charakter an als die bisherigen. Unsere Truppen waren ermüdet und 
stießen nur noch frontal auf den Feind; die Umfassungsmöglichkeit war ge- 
ring, da sich der Gegner besonders im Gebirge stark machte. Der Russe er- 
schien bald in großer Zahl, er schlug sich besser als der Rumäne. Der 
Nachschub an Munition, die man jetzt mehr als früher brauchte, wurde 
auf den ungünstiger gewordenen Verbindungen langwierig. Es setzten 
starkes Regenwetter und gegen Neujahr ungewöhnlich starker Frost ein. 
Am 10. Dezember hatten die Donau= und 9. Armee an der Jalomnitza 
und bei Mizil vorwärts Buzau rumänisch-russische Truppen in einer vor- 
bereiteten Stellung vor sich. Noch gelang es, den Widerstand schnell zu 
brechen, die Jalomnitza am 12. zu überschreiten und Buzau am 15. nach 
hartem Kampf zu nehmen.
	        
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