Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Die Entscheidung für den uneingeschränkten U-Bootkricg 251 
  
  
politischen Verantwortlichkeit wie die anderen Berater Seiner Majestät für 
den uneingeschränkten U-Bootkrieg aus. Der Kaiser trat dieser Auffassung 
bei und befahl den Beginn des uneingeschränkten U-Bootkrieges am 1. Fe- 
bruar mit der Maßgabe, daß neutralen Schiffen im Sperrgebiet Zeit ge- 
geben würde, es zu verlassen oder, wenn sie auf der Fahrt dorthin wären, 
die Reise zu beenden. 
Der Reichskanzler arbeitete nun im Benehmen mit dem Chef des 
Admiralstabes die Noten an die neutralen Staaten über die Erklärung 
des Sperrgebiets um England, vor der Westküste Frankreichs sowie im 
Mittelmeer aus. Sie sollten am 31. Januar übergeben werden. 
Der Chef des Admiralstabes gab die näheren Weisungen für die Krieg- 
führung im Sperrgebiet, er berücksichtigte dabei mehrere Wünsche des Aus- 
wärtigen Amtes, um die Gefahr des Bruches mit Amerika zu mindern. 
Selbstverständlich entsprach das auch unseren Wünschen. 
Die Oberste Heeresleitung ihrerseits traf im Befehlsbereich des Ober- 
kommandos Nord für alle Fälle gewisse Sicherheitsmaßregeln, obschon der 
Reichskanzler wegen der Haltung Hollands und Dänemarks nicht besorgt war. 
Der Ausbau der Schutzstellungen im nördlichen Schleswig hatte gute 
Fortschritte gemacht. Wir konnten uns hier auf eine geringfügige Verstär- 
kung des Grenzschutzes durch etwas Kavallerie beschränken. Ein General= 
kommando wurde vorübergehend dorthin verlegt, um sich über die einschlä- 
gigen Verhältnisse zu unterrichten. An der deutschen Grenze gegen Holland 
wurde der Grenzschutz in Divisionsverbände zusammengefaßt und einem 
nach Münster kommenden Generalkommando unterstellt. Der Stellungs- 
ausbau war noch weit zurück. An der belgischen Grenze gegen Holland 
war auch nicht allzuviel entstanden. Es hatte an Arbeitskräften gefehlt. 
Im übrigen waren unsere Schutzmaßregeln nur auf dem Papiere 
ausgearbeitet. Die in Rumänien freiwerdenden Truppen sollten sie nur er- 
forderlichenfalls verwirklichen, sonst die Westfront verstärken. Sie wurden 
zunächst nach Belgien gefahren. 
IV. 
Um Mitte Januar lief bei der Obersten Heeresleitung vom Aus- 
wärtigen Amt eine abschriftlich mitgeteilte Außerung des Grafen Bernstorff 
vom 10. Januar ein, in der es hieß, daß die Denkschrift über bewaffnete 
Handelsschiffe „die Friedensvermittlung des Präsidenten Wilson zum 
Scheitern bringen würde". Ich war davon überrascht. Von einer be- 
sonderen Vermittlung des Präsidenten war nicht mehr die Rede gewesen. 
Graf Bernstorff konnte sich indes in seinem Schreiben vom 10. Januar 
nur auf den Schritt des Präsidenten vom 18. Dezember bezogen haben, der
	        
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