18 Mein Denken und Handeln
Kriegführung und namentlich der Truppe zugute und sparte uns Menschen-
leben.
Ein Austausch unter den Oberbefehlshabern und Armeechefs trat auch
während besonders langandauernder Kämpfe ein, zumal wenn diese nicht
glücklich verliefen. Das war für diese Männer auf die Dauer eine ganz un-
geheure Nervenbelastung. Generalkommandos, die abgekämpft waren,
wurden an den Kampffronten durch andere ersetzt. Der Wechsel war
störend, aber die Nachteile, die daraus erwuchsen, konnten überwunden
werden. Ganze Armee-Oberkommandos durften nicht ausgetauscht werden,
es wären damit zu schwere Reibungen auf unendlich vielen Gebieten,
namentlich für die Versorgung der Armee, verbunden gewesen. Es blieb
nichts anderes übrig als ein Personenwechsel. Die Unruhe, die damit ver-
bunden war, mußte als kleineres Übel in Kauf genommen werden.
Auf Antrag der Obersten Heeresleitung wurden zuweilen Oberbefehls-
haber und Chefs abgelöst, wenn für Führung und Truppe Nachteile aus-
zuschließen waren; auch ein natürliches Nachlassen der Spannkraft hier
oder dort war bei der Länge des Krieges durchaus erklärlich. Zu unserer
Genugtuung handelte es sich aber lediglich um ganz vereinzelte Fälle. Es
blieb dies eine schwere Aufgabe; ohne Härten, vielleicht auch Ungerechtig-
keiten, wird hierbei trotz aller Gewissenhaftigkeit nicht verfahren sein.
Gegenvorstellungen gab ich soweit als möglich Raum, litt aber die Sache
dadurch Schaden, so mußte ich mir Vorwürfe machen, die mir niemand ab-
nehmen konnte.
Unter den starken Eindrücken des 8. August 1918 bot ich dem General=
feldmarschall meine Stellung an. Gewiß hatten auch mich die schweren
Enttäuschungen gegen Ende des Krieges mitgenommen, aber ich blieb
Herr meiner Nerven.