Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Die Beschaffung des Kriegsmaterials 265 
  
II. 
Hand in Hand mit dem Versuch, Menschenkräfte aus der Heimat zu 
gewinnen, ging die Aufstellung des Programms für Kriegsgerätbeschaffung, 
für dessen Durchführung ein Teil jener Kräfte dienen sollte. Wir brauchten 
in erster Reihe mehr Geschütze, Munition und Maschinengewehre, dann. 
auch noch sehr vieles andere in erhöhter Zahl. 
Die Geschütze dienten nicht nur für Neubewaffnung, sondern auch für 
Umbewaffnung, um ältere durch neuere Konstruktionen zu ersetzen, und 
endlich zum Ersatz des sehr starken Ausfalles. Wir hatten in den Schlachten 
vor Verdun und an der Somme nicht nur durch feindlichen Beschuß, son- 
dern auch infolge der Beanspruchung des Materials durch die eigene ge- 
steigerte Schußfolge sehr starken Abgang. 
Die schwere Artillerie war mit Steilfeuergeschützen gut versehen. Das 
Flachfeuer war nicht in entsprechendem Maße vertreten, und wir förderten 
es, da das weit in das Hintergelände schlagende Feuer sehr störend emp- 
funden wurde. Es erschwerte dadurch die tägliche Versorgung der vorn 
liegenden Truppen und das Ablösen sowie im Kampfe die Befehlserteilung 
und die Verwendung der Reserven. 
Auch das schwerste Flachfeuer wurde verstärkt. Seine Majestät der 
Kaiser wirkte besonders darauf hin, daß die Marine Geschütze von den 
außer Dienst gestellten Kampfschiffen hergab. Das schwerste Flachfeuer 
war noch zu sehr auf die Benutzung der Bahnstrecken angewiesen und da- 
her zu stark an bestimmte Plätze gebunden. Der mechanische Zug wurde 
mehr als bisher auch für die Munitionsversorgung eingeführt. 
Bei der Feldartillerie waren eine Kanone und eine Haubitze mit 
größeren Schußweiten in Einführung. 
Es mußte die Zahl der Geschütze bestimmt werden, die monatlich 
anzufertigen waren, um allem Bedarf zu entsprechen. Die Schätzung war 
sehr schwer. Bei der schweren Artillerie wurde das Richtige annähernd 
getroffen, bei der Feldartillerie forderten wir zuviel. Sobald wir es er- 
kannten, gingen wir herunter; immerhin mußte hierdurch eine gewisse- 
Schwankung entstehen. Die Industrie kann sich nicht von heute auf 
morgen umstellen. Jeder Übergang kostet Zeit. Das äußert sich in Min- 
derung der Produktion. Jede Neukonstruktion mußte deshalb auch mit 
besonderer Vorsicht aufgenommen werden. Dies war der Grund, daß wir 
der Einführung eines besonderen Infanteriegeschützes nicht so nachdrücklich 
näher traten, wie sich dies später als geboten herausstellte. 
Für die Tankabwehr diente die Feldkanone 06, die die Tanks durchschlug.- 
Sie mußte nur in genügender Zahl dafür verfügbar gemacht werden können. 
Die Munitionsvermehrung war zur Zeit von erhöhter Pulverfabri-
	        
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