266 Die Grundlage der weiteren Kriegführung und das Kriegsinstrument
kation abhängig; diese stand wieder in engstem Zusammenhang damit, ob
die erforderlichen Ausgangsstoffe gewonnen oder angefertigt werden
konnten. Schwefel und Stickstoff spielten eine besondere Rolle. Es war
eine äußerst mühevolle Arbeit, hierin Klarheit zu schaffen. Wir erstrebten
etwa die Verdoppelung der bisherigen Pulvermenge. Sie wurde nach und
nach erlangt trotz vieler Störungen, trotz schwerer Explosionen und Kohlen-
mangels. Als das Pulverprogramm durchgeführt war, wurde der Stahl
knapp; so war es eine dauernde Kette von Reibungen, bis wir unsere Ab-
sichten in der Steigerung der Munitionsfertigung erreichten.
Besondere Beachtung verdiente die Ausstattung der Truppe mit den
verschiedenen Munitionssorten. Die Geschoßarten waren zu mannigfaltig,
es war für die Batterieführer eine Kunst, sich zurechtzufinden, und für die
Kommandobehörde schwierig, die richtige Munition rechtzeitig zur richtigen
Stelle zu schaffen. Die Konstruktionen der Zünder ließen zu wünschen
übrig. Die Friedenszünder waren nicht einfach genug; es galt, zu besseren
Arten zu kommen. Wir mußten aber wegen Rohstoffmangels Kupfer und
Messing sparen, das wirkte wiederum unseren Absichten entgegen. Trotz
der Arbeit der Artillerie-Prüfungskommission erhielten wir erst spät Zün-
der, die einwandfrei waren und derart arbeiteten, daß die Granaten dicht
über dem Erdboden bei der Berührung mit diesem krepierten. Die Spreng-
stücke strichen jetzt hart über den Boden fort und wurden nicht von ihm ver-
schluckt. Von Schrapnells kamen wir bald ab. Die Ausbildung der Truppe
genügte nicht für ein so feines Schießverfahren. Die Granate mit emp-
findlichem Zünder wurde überall bevorzugt.
Mit der vermehrten Munitionsherstellung mußte auch die Gaserzeu-
gung gleichen Schritt halten. Das Abblasen des Gases aus Flaschen kam
immer mehr ab, der Truppe war es nach wie vor zuwider. Dafür trat die
Verwendung von Gasgeschossen mehr in den Vordergrund. Unser Gelb-
kreuz war ein vom Feinde gefürchtetes Kampfmittel. Die Scheu vor
eigener Gaswirkung blieb auch jetzt noch bei unserer Truppe lange sehr
stark, erst später wurde dies besser. Geheimrat Haber hat sich um die Füh-
rung des Gaskampfes verdient gemacht.
Auch Nebelgeschosse kamen in Arbeit.
Die Infanterie erhielt ein leichtes Maschinengewehr, das einfacher und
leichter hätte ausfallen können. Es nahm ihr noch zu viele Gewehrträger
für seine Bedienung; die Entscheidung drängte indes; es mußte mit der An-
fertigung begonnen werden, die sich viele, viele Monate hinzog. Jede In-
fanterie-Kompagnie sollte 4, dann 6 leichte Maschinengewehre erhalten.
Unser schweres altes Maschinengewehr war gut und von der Truppe
geschätzt. Die Artillerie bekam es sehr bald zur Selbstverteidigung bei
feindlichen Einbrüchen und zur Fliegerabwehr.