270 Die Grundlage der weiteren Kriegführung und das Kriegsinstrument
fange möglich. Die Schwankungen der Kriegslage, mit denen zu rechnen
war, und Mangel an Arbeitskräften schlossen dies aus. Zuweilen waren auch
andere Gründe hiergegen. So erklärten die belgischen Arbeiter der großen
Handwaffenindustrie Lüttichs und Umgebung, nur dann arbeiten zu wollen,
wenn sie die Versicherung erhielten, daß die von ihnen angefertigten Waffen
nicht von deutschen Soldaten an der Westfront gebraucht würden. Diese
Versicherung war nicht zu geben.
Wir mußten deshalb vielerorts die vorgefundenen und für die Kriegs-
industrie brauchbaren Maschinen zu deutschen Arbeitsstätten bringen, wo#“
sie und damit die Kriegführung aus ihnen den nötigen Nutzen ziehen
konnten.
III.
Rohstoffaufbringung und -Verteilung in Deutschland lag in der
sicheren Hand des Obersten Koeth, der in seinem Bereich dem Geiste dieses
Krieges entsprechend wirkte. Auf die Rohstoffgewinnung aus den besetzten
Gebieten hatte er weitgehenden Einfluß. Der Rohstoffbezug aus den ver—
bündeten Ländern und dem neutralen Ausland lag in der Hand einer be—
sonderen Abteilung des preußischen Kriegsministeriums, mit der Oberst
Koeth ebenfalls in engem Zusammenhang arbeitete. Kohle und Betriebs—
stoffe waren von seinem Arbeitsgebiet abgetrennt.
Oberst Koeth gab dem Heere das, was es dringend brauchte, mehr war
bei unserer Lage und der Abhängigkeit vom Auslande nicht möglich. Die
Rohstoffversorgung war auf lange Zeit hinaus gesichert. Unsere Be—
völkerung litt aber an vielem Not. Ihr fehlten Kleidung und Schuhzeug.
Die Preisbildungen waren erschreckend und haben entscheidend zur Ver—
teuerung unserer Lebenshaltung und den damit verbundenen Mißständen
beigetragen. Ich sah das mit Sorgen. Im Interesse der Kriegführung
durfte die Oberste Heeresleitung sich damit nicht begnügen und wandte sich
auch in diesen Fragen an die Regierung, allerdings ohne Erfolg.
Unsere Abhängigkeit vom Auslande strafte sich. Besonders wichtig
erschien mir daher die Beschaffung der Ersatzfaserstoffe. Ich beauftragte
Oberstleutnant Schmidt-Reder, sich mit dieser Frage zu beschäftigen. Dieser
Offizier trat mit den Reichsstellen und der Industrie in Verbindung. An
dem, was erreicht ist, hat er meist Anteil. Ich hoffe, daß seine Arbeit dem
Vaterlande nutzen wird. Sie kann für dessen Zukunft von unendlichem
Segen werden, wenn das deutsche Volk lernt, die Produkte zu schaffen, die
es bisher von auswärts bezog.
Zur Aufbringung der einzelnen Rohstoffe entstand eine große Zahl von
Kriegsgesellschaften. Ob und inwieweit sie nötig waren, konnte ich nicht
Übersehen. Tatsache ist, daß sie außerordentlich verstimmend gewirkt haben.