272 Die Grundlage der weiteren Kriegführung und das Kriegsinstrument
dauernd in engster Verbindung mit den Militär-Eisenbahnbehörden der
verbündeten Reiche und mit den Verkehrsministern der deutschen Bundes-
staaten. Die verschiedenen deutschen Eisenbahnverwaltungen bildeten
ein sehr wesentliches Erschwernis. Wir krankten daran, daß wir vor
dem Kriege keine größere Einheitlichkeit geschaffen und die Bundes-
staateen auch nicht zu gleichen Leistungen angehalten hatten. Bayern z. B.
hatte beträchtlich weniger schwere Lokomotiven im Verhältnis zu seinen
Kilometerzahlen als Preußen. Eine bayerische Lokomotive brauchte an-
dere Ersatzteile als eine preußische. Viel hätte sich erreichen lassen auch
ohne eine Änderung der Reichsverfassung.
Die Verkehrslage litt ferner darunter, daß die Kanal= und Flußschiff-
fahrt nicht einheitlich geleitet und betrieben wurde. Sie hatte bisher nicht
die Förderung erhalten, die dringend geboten war. Dies mußte mit der
Zeit nachgeholt werden. Eine besondere Schiffahrts-Abteilung erstand. Das
Reichs-Marineamt half durch Personalgestellung auf meine Bitte aus.
Die Verkehrsverhältnisse, die im Winter 1916/17 sehr schlecht waren,
hoben sich in der Folge. Sie wurden im Winter 1917/18 wieder erheblich
gespannt, aber doch nicht in der Weise wie im Vorjahr. Der Arbeits-
minister bemühte sich auch seinerseits, alles zu ergreifen, was wirklich ge-
eignet erschien, der Verkehrsnot zu steuern.
Kohle und Eisen sind die Grundlagen jeder Kriegsindustrie. Wir
hatten beides im Lande. Durch das Erzbecken von Longwy und Briey, das
belgische Kohlenbecken, Teile des nordfranzösischen sowie des polnischen
Kohlengebiets, das wir mit Österreich-Ungarn verwalteten, verbesserten
wir unsere Stellung auch dem neutralen Auslande gegenüber erheblich.
Die Kohlenförderung in Nordostserbien wurde in Angriff genommen. Die
Türkei versuchten wir zu einer besseren Ausnutzung ihrer Befunde zu be-
wegen. Wir gaben Kohle an unsere Verbündeten und erhielten nur von
Österreich-Ungarn böhmische Braunkohle nach Sachsen und Bayern. Gegen
Kohle und Eisen bekamen wir von den neutralen Staaten unter anderem
Verpflegungsmittel und Geld zur Verbesserung unserer Valuta, auch Pferde.
Kohle und Eisen waren also tatsächlich eine Macht!
Die Kohlennot in der Heimat nahm im Winter 1916/17 erheblich zu; sie
drückte stark auf die Stimmung und nötigte zu entscheidenden Maßnahmen.
Die Kohlenversorgung Deutschlands war nicht geregelt, die Produktion stark
zurückgegangen. Ich schlug, wie ich bereits ausführte, im Februar 1917 dem
Reichskanzler die Ernennung eines besonderen Kohlenkommissars vor. Dem
Geheimen Bergrat Stutz ist es erst gelungen, Ordnung in die Kohlenfrage
zu bringen, d. h. wenigstens die größten Reibungen zu überwinden und
einen Ausgleich zu finden zwischen dem Hausbrand, den Kohlen für
die Licht= und Verkehrsanlagen, Landwirtschaft und Industrie, für Eisen-