Verkehrsverhältnisse. Kohle und Eisen 273
bahnen und die Marine. Es ist mir ungemein schwer geworden, auf seinen
Antrag im Mai und Juni 1917 unter dem starken Eindruck und dem
außerordentlichen Kräfteverbrauch, der durch die große Ententeoffensive im
Westen hervorgerufen war, das Heer wiederum um 50 000 Mann Arbeiter
zu schwächen. Man erinnere sich daran beim Lesen jenes Zeitabschnitts.
Die Obere Heeresleitung nahm es auf sich, um in der Heimat eine feste Basis
für den Krieg in Feindesland zu schaffen. Daß eine solche Schwächung des
Heeres der Obersten Heeresleitung gegenüber dem Mann an der Front immer
wieder die Pflicht auferlegte, unablässig auf Hebung der Arbeitsleistung und
bessere Erfassung der Arbeitskräfte in Deutschland zu dringen, betone ich hier
nochmals. Das Heer hat diese Arbeitskräfte aus der Heimat nicht wieder-
bekommen, die Arbeitsleistung ging dort sogar zurück. Das war natur-
gemäß ein empfindlicher Schlag.
Eisen war nicht so reichlich vorhanden wie Kohle. Mühe machte die
Erzeugung genügender Mengen von Stahl, im besonderen Hartstahl. Wir
bezogen Eisenerze in großen Mengen aus Schweden, und auch die Erz-
massen in Poti in Transkaukasien waren für uns von wesentlicher Be-
deutung. Ebenso war für die Stahlerzeugung der Schrott notwendig.
Wir entnahmen ihn in großen Mengen aus den besetzten Gebieten.
Manches Fabrikgebäude mußte hier zufolge der über uns verhängten
Blockade und der Not des Krieges unserer Kriegsindustrie zum Opfer
fallen, um Alteisen für den Stahl unserer Geschütze und Munition zu
liefern. Die Stahlerzeugung wurde allmählich ausreichend. Der Stahl
mußte nun für die weitere Herstellung verteilt werden, z. B. für Geschütze,
Munition, Stacheldraht, im besonderen war das Kontingent abzutrennen,
das zur Verbesserung der Eisenbahnen dienen sollte.
Neben Kohle, Eisen und Stahl waren die Betriebsstoffe für U-Boote,
Kraftwagen und Flieger sowie Schmieröle für die Kriegführung im großen
von ernstester Bedeutung. Wir waren hier auf Österreich-Ungarn und
Rumänien angewiesen. Da Österreich-Ungarn nicht genug ÖOl hergeben
konnte und alle Versuche, seine Produktion genügend zu heben, erfolglos
blieben, so war das Ol Rumäniens für uns von kriegsentscheidender Wichtig-
keit. Aber auch mit der rumänischen Öllieferung blieb die Betriebs-
stoffrage dauernd überaus ernst und erschwerte das Kriegführen ebenso
wie das Leben in der Heimat. Die Vorräte des Kaukasus eröffneten 1918
einen günstigen Ausblick. Unsere eigene Benzolfabrikation konnte auch im
Rahmen unserer gesamten Kriegswirtschaft nicht ohne weiteres erhöht
werden. Benzol war zudem für U-Boote und Flieger ungeeignet. Wenn
wir zum Schluß des Krieges uns doch entschlossen, den Fliegern für ihre
Flugzeuge auch Benzol zu geben, so geschah dies allein wegen des Mangels
an Benzin, trotz des Bewußtseins, ihre Leistungsfähigkeit herabzusetzen
Kriegserinnerungen 1914—18. 18