276 Die Grundlage der weiteren Kriegführung und das Kriegsinstrument
und war erschrocken; hier war ein ungeheures Schwächemoment. Diese Er-
scheinung lag im Wesen der menschlichen Natur begründet. Sie konnte
durch starken vaterländischen Willen ausgeglichen werden, war aber
endgültig nur durch eine bessere Nahrungszuführung zu beseitigen. Es
war mehr Verpflegung nötig. Wir mußten sie von anderwärts her be-
ziehen und für die Erhaltung der vorhandenen Waren sorgen, vor allem
aber unsere Produktion steigern. Das war das Wichtigste.
Durch die Inbesitznahme der Walachei war jetzt etwas Entscheidendes
getan. Andere Maßnahmen mußten weiterhelfen. Die Notwendigkeit der
Stroh= und Holzerschließung für die tierische, vielleicht auch die menschliche
Ernährung wurde von der Obersten Heeresleitung immer wieder betont,
ebenso auch die Gewinnung von Laubheu. Wie wir aus dem Volke alles
herauszuholen hatten, um den Krieg zu führen, so mußten wir aus der
Natur mit Hilfe der Wissenschaft, die uns auch hier unterstützte, alles zu
erlangen suchen, was als Nahrungsmittel für Mensch und Tier gewonnen
und verarbeitet werden konnte.
Die Aufgabe, die Nahrungsmittel vor dem Verderben zu schützen,
führte unter anderem zur Kartoffeltrocknung, der ich mich warm annahm.
Für die Produktionssteigerung dienten Lieferung von künstlichen
Düngemitteln in genügenden Mengen und angemessene Preise.
Das erste ist von der Obersten Heeresleitung auf alle Weise gefördert.
Es wurde um so wichtiger, je knapper die natürlichen Düngemittel durch
Verringerung des Viehbestandes und mangelnde Streu wurden, und je
mehr Bedeutung der intensive Anbau gewann. Wir holten die Phosphate
aus den besetzten Gebieten Nordfrankreichs und Belgiens heraus und
wurden bei dem Reichskanzler und dem Reichsschatzamt immer wieder für
die Erweiterung der Stickstoffabriken (Merseburg) vorstellig.
Die Preisbildung war Aufgabe der heimischen Behörden. Sie litt
unter innerpolitischen Rücksichten. Bei der sozialdemokratischen Hetze gegen
das Land und die Agrarier, die das Brot des armen Mannes verteuerten,
und bei der an und für sich schweren Lebenshaltung scheute sich die Re-
gierung, die Höchstpreise angemessen und weitvorausschauend zu regeln.
Die Landwirtschaft sah sich in Anbetracht ihrer hohen Betriebskosten und
der Notwendigkeit, nach dem Kriege Inventar zu beschaffen, vielerorts
außerstande, mit diesen Preisen zu arbeiten. Die Vorräte reichten für die
Bevölkerung nicht aus und konnten bei den niedrigen Preisen nicht voll-
ständig erfaßt werden. Die nicht sachverständigen Organe, die dies bewirken
sollten, waren überdies dazu nicht in der Lage. Ihre Tätigkeit wirkte
häufig aufreizend und befremdend. Der einzelne Mensch erhielt so nicht
einmal die Portionssätze, die zur Erhaltung der vollen Lebenskraft zu
gering bemessen waren. Stadt und Land schritten nun zur Selbsthilfe,