Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

280 Die Grundlage der weiteren Kriegführung und das Kriegsinstrument 
  
sehr erheblichen Teiles des k. u. k. Heeres, aber es half Österreich nicht aus, 
das hungerte. Hier lieferten die tschechischen Landleute nicht an die 
von Deutschen bewohnten ärmeren Gebiete. Hierzu kam das schwer- 
fällige österreichische Verwaltungssystem, so daß trotz aller drakonischen 
Verordnungen von einem wirklichen Aufbringen und einer ge- 
rechten Verteilung nicht die Rede war. Es wird mir unvergeßlich sein, 
wie ein hoher österreichischer Beamter mich bat, ihm in der Verpflegungs- 
frage gegen Ungarn zu helfen. Die k. u. k. Armee hungerte zum Teil, 
ebenso Deutsch-Osterreich, namentlich Wien. 
Die Lage in Bulgarien war, obschon die Landwirtschaft noch wenig 
neuzeitlich betrieben wurde, besser, aber das Regierungssystem faul; 
die Etappeneinrichtungen des Heeres waren schlecht, das militärische Ver- 
pflegungswesen auf veralteten Grundsätzen aufgebaut. Häufig trat bei 
der Armee Mangel ein. Man konnte jedoch hoffen, daß sich Bulgarien zu 
guter Letzt selbst helfen würde. 
Das türkische Verpflegungssystem war durch und durch verrottet, die 
Landwirtschaft noch in einer Art Urzustand, der eiserne Pflug gänzlich un- 
bekannt. Der Landwirtschaftsminister Frhr. v. Schorlemer hatte versucht, 
die türkische Landwirtschaft zu heben, aber die türkische Regierung zeigte 
dafür kein richtiges Verständnis und kein Augenmaß. Man rief nach 
Motorpflügen, um damit weite Flächen zu beackern, aber etwas 
Durchgreifendes für das Ganze zu tun und damit die Produktion 
wirklich entscheidend zu fördern, daran dachte niemand. Die 
Türkei, insonderheit Konstantinopel, brauchte somit Unterstützung 
und Hilfe. 
Im Herbst 1916 tauchte der Gedanke auf, ein Zentralverpflegungsamt 
für den Vierbund unter deutscher Führung einzurichten. Diese Idee 
erschien bestechend. Die Verpflegungsweisen in den vier verbündeten 
Staaten waren aber in ihren Grundlagen zu verschieden; es hätten sich 
gleich bewertete Verpflegungssätze nie aufstellen lassen. Schließlich hätten 
alle aus Deutschland gelebt. Der Gedanke wurde mit Recht begraben. 
V. 
Die hohe Bedeutung Rumäniens oder richtiger der Walachei für die 
Kriegführung ist im Vorstehenden verschiedentlich gestreift worden. Wir 
hatten nun das, was wir bedurften, aufzubringen und den Verbrauchern 
zuzuführen. Rumänien und auch die Dobrudscha wurden in eine geregelte 
Verwaltung genommen. Dem hervorragenden Anteil entsprechend, den 
wir Deutschen bei dem Niederwerfen Rumäniens hatten, strebte ich an, 
diese Verwaltung in deutsche Hände zu legen. Bei der Eigenart unserer
	        
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