Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

290 Die Grundlage der weiteren Kriegführung und das Kriegsinstrument 
  
auf die Gefahr oft genug aufmerksam gemacht war, anscheinend unserer 
politischen Leitung, ebenso wie der Einfluß der französischen Kulturzirkel 
auf die Geistesrichtung der Hauptstädte in den neutralen Ländern. 
Auch die Logen der Welt arbeiteten, wie schon lange von England ge- 
führt, mit dem ganzen unheimlichen Einfluß dieses machtvollsten aller Ge- 
heimbünde in dem Dienst angelsächsischer und damit für uns internatio- 
naler Politik. Nur die preußischen Landeslogen werden hiervon frei 
geblieben sein. 
Überall in den feindlichen Ländern waren starke Propagandaorgani- 
sationen geschaffen, die unter der Führung von erfahrenen Staatsmännern 
und Politikern standen. Unter einheitlicher Leitung arbeiteten sie aller- 
orten mit vereinter Kraft, nach klaren Richtlinien, mit gewaltigen Geld- 
mitteln. Sie hatten ihre Zweigstellen in den neutralen Staaten und setzten 
sich auch dort mit der der Entente so eigentümlichen Rücksichtslosigkeit durch. 
Besondere Organisationen galten der Belebung völkischer Bestrebungen, so 
in Polen und unter den Letten, zweifellos auch unter den Völkerschaften 
der Doppelmonarchie, namentlich den Tschechen und Südslawen. 
Während wir auf dem Kriegsschauplatz die Initiative fast bis zuletzt 
in der Hand hatten, führte der Feind den Kampf der Geister von vorn- 
herein in geschlossener Einheitsfront auf der ganzen Linie angriffsweise 
und fand Hilfstruppen in den vielen Deserteuren in den neutralen Staaten, 
aber leider auch Unterstützung im deutschen Vaterlande selbst. 
Die Leitung des gesamten Propagandadienstes lag bei England in 
der Hand von Lord Beaverbrook mit drei Direktoren, von denen Lord 
Northcliffe die feindlichen Länder, Kipling Heimat und Kolonien und Lord 
Rothermere die neutralen Länder bearbeitete. Während England vor- 
zugsweise sich auf dem Gebiete der wirtschaftlichen und politischen Propa- 
ganda betätigte, waren die militärische sowie die Kulturpropaganda 
Frankreichs ureigenste Domäne. Hierin drückt sich zugleich typisch 
das Denken unserer Feinde aus. Amerika, das anfänglich nur finanziell 
beisteuerte — es übernahm 50 % der gesamten Propagandakosten der 
Entente —, trat später gleichfalls aktiv in die Erscheinung. 
Italien, Belgien und die übrigen Bundesgenossen entfalteten, mit 
amerikanischen Geldmitteln reichlich unterstützt, ebenfalls eine rege 
Tätigkeit. 
Das ausgesprochene Endziel der amerikanischen und englischen Pro- 
paganda wurde immer mehr die innere Revolutionierung Deutschlands. 
Lloyd George wußte, was er tat, als er nach Beendigung des Krieges 
Lord Northcliffe den Dank Englands für die von ihm betriebene Propa- 
ganda aussprach. Er war Meister in der Massensuggestion. 
Wir sahen uns nach und nach durch die feindliche Propaganda in Wortund
	        
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