Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Mittel und Wege der Propaganda 301 
  
Auffassung oder den Worten: „Unsere Sache ist gut, wir brauchen keine 
Vertretung“, war es nicht getan; wir hatten allen Grund, endlich zur Tat 
zu schreiten, uns nicht nur nachdrücklich zu wehren, sondern von der Ver— 
teidigung zum Angriff überzugehen. Nur so konnten wir dem Feinde das 
gleiche antun, was er uns zufügte und uns in dem gewaltigen Völkerringen 
behaupten. 
Ich fand bei meinem Eintritt in die Oberste Heeresleitung nur sehr 
dürftige Einrichtungen vor; sie verdienten nicht den Namen einer Propa- 
ganda-Organisation. 
Das Bureau Erzberger lasse ich außer Betracht, da ich seine Tätigkeit 
nicht kenne. Es ging später ein. 
Im Sommer 1916 war die Oberste Heeresleitung an die Reichs- 
leitung mit der Forderung herangetreten, eine straffe Organisation für 
Propaganda einzurichten. Nach Überwindung vieler Widerstände, nament- 
lich gegenüber dem Auswärtigen Amt, wurde im Juli die militärische 
Stelle dieses Amtes ins Leben gerufen. 
Neben dieser für rein militärische Zwecke gedachten Abteilung war die 
Schaffung ähnlicher Einrichtungen für die wirtschaftliche und politische Pro- 
paganda seitens des Auswärtigen Amtes in Aussicht genommen. Nur 
unter dieser Voraussetzung hatte der Chef des Generalstabes des Feld- 
heeres die militärische Stelle gegründet. Alle drei Abteilungen sollten nach 
einheitlichen Richtlinien des Auswärtigen Amts eine großzügige aktive 
Propaganda treiben, die ihrerseits zum Angriff gegen die Entente-Propa- 
ganda vorging und sich nicht wie bisher mit schwächlicher Abwehr der feind- 
lichen Lügenpropaganda begnügte. Der politische und wirtschaftliche 
Propagandadienst des Auswärtigen Amts blieb leider beschränkt auf die 
Einrichtung eines entsprechenden Presse= und Broschürendienstes, der sich 
meist nur mit Beeinflussung der Presse mittels Dementierung, Erläuterung 
der politischen Ereignisse und Ausnutzung feindlicher Schwächen befaßte. Das 
war ein Tropfen auf den heißen Stein und hatte keinerlei Bedeutung. 
In der militärischen Stelle des Auswärtigen Amtes schuf Oberst v. Haeften 
nach und nach eine an und für sich große Organisation. Sie unterstand der 
Obersten Heeresleitung, wurde aber im wesentlichen vom Auswärtigen 
Amt finanziert, dem dafür das Recht der Mitprüfung und der Ausgabe 
einheitlicher Richtlinien zustand; von diesem Rechte hat das Auswärtige 
Amt so gut wie keinen Gebrauch gemacht. 
Oberst v. Haeften ist ein geistig ungemein hochstehender, von glühender 
Vaterlandsliebe erfüllter Offizier, der alles, was er erfaßt, mit seiner von 
idealem Schwunge getragenen Arbeitskraft durchdringt und die Gabe be- 
sitzt, aufzubauen und seine Mitarbeiter fortzureißen. Das, was geschaffen 
wurde, war im wesentlichen sein und seiner Mitarbeiter Werk.
	        
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