302 Die Grundlage der weiteren Kriegführung und das Kriegsinstrument
Mit Wort und Bild, vor allem mit dem Film versuchte Oberst
v. Haeften, im neutralen Auslande festen Fuß zu fassen.
Der Mundpropaganda wurde der allergrößte Wert beigelegt. Die
Weitergabe von Nachrichten von Mund zu Mund ist das beste, weil das
gefährlichste Propagandamittel. Der Gedanke ist eben da, und niemand
weiß, woher er kommt.
Die Bild= und Filmpropaganda wurde gefördert durch die Schaffung
einer graphischen Abteilung, des Bild= und Filmamtes, und später der Uni-
versum-Film-Aktiengesellschaft. Der Film ist ein Volkserziehungsmittel,
als solches wollte Oberst v. Haeften ihn auch nach dem Kriege
verwenden, seine Kriegsorganisation trug dem Rechnung. Bild und Film
sowie graphische Darstellungen in Form von Plakaten wirken eindring-
licher und zusammengefaßter als das geschriebene Wort und haben daher
auf die breite Masse auch mehr Wirkung.
Daneben gingen die Presse-Propaganda mit Telegramm--, Funken-
und Korrespondenzdienst, eine Propaganda mit Broschüren und Vorträgen
sowie ein Arbeiten mit dem neutralen Kriegspressequartier. Oberst
v. Haeften versuchte vor allem, durch schnelle Nachrichtenübermittlung in
die uns feindlich gesinnte Presse des neutralen Auslandes zu kommen.
Die Kunstpropaganda wurde gleichfalls gefördert. Wir haben hier
vielleicht etwas zuviel getan. Das Auswärtige Amt legte ihr besondere
Bedeutung bei und hatte sich auch früher ihrer angenommen.
Als Organe des Oberst v. Haeften waren bei den Gesandt-
schaften im neutralen Auslande und in den verbündeten Staaten,
sowie in den besetzten Gebieten des Ostens militärische Auslandshilfsstellen
eingerichtet, die das von der Zentralstelle hergerichtete Material der Eigen-
art des betreffenden Landes entsprechend zu verarbeiten und zu verbreiten
hatten. Sie arbeiteten im engsten Einvernehmen mit dem Gesandten.
Es war ganz ausgeschlossen, daß es Oberst v. Haeften allein gelingen
konnte, das in langen Friedens= und Kriegsjahren Versäumte nachzuholen, um
gegen die feindliche Propaganda und den von ihr beherrschten Geist im
neutralen Auslande aufzukommen, geschweige denn in das feindliche Aus-
land einzudringen. Die insulare Lage Englands und Amerikas machte
dies unmöglich. Das Einfallstor nach Frankreich waren die Schweiz und
Spanien; nach Spanien aber gelangten wir nicht. Es blieb also nur die
schmale Schweizer Grenze, ebenso nach Italien zu.
Nur mühsam vermochte sich die deutsche Propaganda zu behaupten;
ihre Leistungen blieben trotz aller Mühen, an der Größe der Aufgabe ge-
messen, unzulänglich. Wir erreichten die feindlichen Völker nicht wirksam.
Eine starke, von Kriegswillen getragene Regierung erstickte dort mit
rücksichtsloser Gewalt jedes sich regende Gefühl der Weichheit und Schwäche