Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

302 Die Grundlage der weiteren Kriegführung und das Kriegsinstrument 
  
Mit Wort und Bild, vor allem mit dem Film versuchte Oberst 
v. Haeften, im neutralen Auslande festen Fuß zu fassen. 
Der Mundpropaganda wurde der allergrößte Wert beigelegt. Die 
Weitergabe von Nachrichten von Mund zu Mund ist das beste, weil das 
gefährlichste Propagandamittel. Der Gedanke ist eben da, und niemand 
weiß, woher er kommt. 
Die Bild= und Filmpropaganda wurde gefördert durch die Schaffung 
einer graphischen Abteilung, des Bild= und Filmamtes, und später der Uni- 
versum-Film-Aktiengesellschaft. Der Film ist ein Volkserziehungsmittel, 
als solches wollte Oberst v. Haeften ihn auch nach dem Kriege 
verwenden, seine Kriegsorganisation trug dem Rechnung. Bild und Film 
sowie graphische Darstellungen in Form von Plakaten wirken eindring- 
licher und zusammengefaßter als das geschriebene Wort und haben daher 
auf die breite Masse auch mehr Wirkung. 
Daneben gingen die Presse-Propaganda mit Telegramm--, Funken- 
und Korrespondenzdienst, eine Propaganda mit Broschüren und Vorträgen 
sowie ein Arbeiten mit dem neutralen Kriegspressequartier. Oberst 
v. Haeften versuchte vor allem, durch schnelle Nachrichtenübermittlung in 
die uns feindlich gesinnte Presse des neutralen Auslandes zu kommen. 
Die Kunstpropaganda wurde gleichfalls gefördert. Wir haben hier 
vielleicht etwas zuviel getan. Das Auswärtige Amt legte ihr besondere 
Bedeutung bei und hatte sich auch früher ihrer angenommen. 
Als Organe des Oberst v. Haeften waren bei den Gesandt- 
schaften im neutralen Auslande und in den verbündeten Staaten, 
sowie in den besetzten Gebieten des Ostens militärische Auslandshilfsstellen 
eingerichtet, die das von der Zentralstelle hergerichtete Material der Eigen- 
art des betreffenden Landes entsprechend zu verarbeiten und zu verbreiten 
hatten. Sie arbeiteten im engsten Einvernehmen mit dem Gesandten. 
Es war ganz ausgeschlossen, daß es Oberst v. Haeften allein gelingen 
konnte, das in langen Friedens= und Kriegsjahren Versäumte nachzuholen, um 
gegen die feindliche Propaganda und den von ihr beherrschten Geist im 
neutralen Auslande aufzukommen, geschweige denn in das feindliche Aus- 
land einzudringen. Die insulare Lage Englands und Amerikas machte 
dies unmöglich. Das Einfallstor nach Frankreich waren die Schweiz und 
Spanien; nach Spanien aber gelangten wir nicht. Es blieb also nur die 
schmale Schweizer Grenze, ebenso nach Italien zu. 
Nur mühsam vermochte sich die deutsche Propaganda zu behaupten; 
ihre Leistungen blieben trotz aller Mühen, an der Größe der Aufgabe ge- 
messen, unzulänglich. Wir erreichten die feindlichen Völker nicht wirksam. 
Eine starke, von Kriegswillen getragene Regierung erstickte dort mit 
rücksichtsloser Gewalt jedes sich regende Gefühl der Weichheit und Schwäche
	        
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