306 Die Grundlage der weiteren Kriegführung und das Kriegsinstrument
Trains, die bisher den Divisionen unmittelbar unterstanden, auf die Armeen
zu verteilen und sie daselbst bodenständig zu machen. Die Belastung der
Eisenbahn war bei den dauernden Ablösungen der Divisionen in den Ab—
wehrschlachten durch die Mitbeförderung der Kolonnen und Trains zu groß
geworden. Ich habe die mir aufgezwungenen Maßnahmen bedauert, da
die Dienstaufsicht und Fürsorge durch die Division besser war als bei den
Armeen und Gruppen.
Der Stellungsbau im Westen wurde planmäßig nach den neuen Ge—
sichtspunkten der Zerteilung aller Anlagen in tiefer Gliederung und schärf-
ster Anpassung auch in äußerer Gestaltung an das Gelände organisiert und
überall nachgeprüft. Im Osten konnte er mehr seine alte Form bei-
behalten. Außer dem Bau der beiden großen strategischen Stellungen im
Westen waren namentlich dort sehr erhebliche Arbeiten auf allen Fronten
zu leisten, so wurde vornehmlich in Flandern, östlich Arras und vor Verdun
das vorhandene Stellungssystem vertieft und auch die elsaß-lothringische
Front verstärkt, an der bisher nur sehr wenig geschehen war. Die Armeen
waren im Stellungsausbau sehr tätig, der Soldat baute für sein Leben. Die
Arbeitskräfte, die wir aus der Heimat erhielten, reichten nicht aus, um die
vielen Arbeiten an den langen Fronten zu bewältigen. Das zwang uns
leider, auch die Truppe zum Stellungsausbau heranzuziehen; die Zeit hier-
für ging der Ruhe und Ausbildung verloren; ein Zwiespalt zwischen beiden
Erfordernissen war natürlich. Die Armeen wollten — das war für sie das
Nächstliegende — immer bauen, während Oberstleutnant Wetzell und ich
die Notwendigkeit betonten, das Heer auszubilden. Es wurden sehr viele
Kompromisse geschlossen.
Zur Schulung des Heeres für die bevorstehenden großen Abwehr-
kämpfe entstand die Vorschrift „Die Abwehrschlacht"“. Oberst Bauer und
Hauptmann Geyer, der über ein ganz besonderes taktisches Verständnis
und klare Ausdrucksweise verfügte, haben das größte Verdienst daran.
Scharf im Gegensatz zu der bisherigen, nur in starren, leicht erkenn-
baren Linien zusammengedrängten Verteidigung wurde nun eine weite,
nach der Tiefe gegliederte Abwehr geschaffen, die in lockeren Formen beweglich
zu führen war. Die Stellung sollte naturgemäß nach Abschluß des Kampfes
in unserer Hand sein, aber der Infanterist hatte sich nicht mehr zu sagen:
hier stehe und falle ich, sondern er hatte das Recht, nach allen Richtungen in
beschränktem Umfange vor starkem feindlichen Feuer auszuweichen. Im
Gegenstoß war die verloren gegangene Linie wiederzugewinnen.
Die Gruppe, deren Bedeutung viele einsichtige Führer schon vor dem
Kriege scharf betont hatten, wurde ausgesprochen die Einheit im Ge-
fechtsaufbau der Infanterie. Die Stellung der Unteroffiziere als Gruppen-
führer gewann dadurch erheblich an Bedeutung. Die Taktik individualisierte