Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Der Generalstabsoffizier 313 
  
Dienststellen ihre Ursache hatte. Jeder Führer brauchte Spielraum für 
seine Betätigung. Ich habe immer wieder bei den Kommandostellen 
wie bei dem Generalstab darauf hingewirkt, daß hier keine Beschränkungen 
platzgriffen, die wider die Natur des Krieges sind. — 
Die Ausbildung der Armee für die Abwehr war für die Oberste 
Heeresleitung eine ungemein umfangreiche Arbeit. Ich hatte die Genug- 
tuung, daß die Oberkommandos des Westens mit den von uns getroffenen 
Maßnahmen einverstanden waren. 
Ende Januar 1917 war naturgemäß noch nichts abgeschlossen. Die 
Neu= und Umbildungen waren noch im Gange. Das Heer begann sich nur 
sehr allmählich zu kräftigen. Die Truppen hatten zu stark gelitten. Die 
Grundsätze der neuen Vorschriften waren verstanden, indes noch nicht Ge- 
meingut der Truppe geworden. Die Kriegsmaterialausstattung blieb auch 
jetzt rückständig. Die Spannung an der Westfront hatte sich trotz aller Mühe 
und rastloser Arbeit noch nicht entscheidend geändert. 
Auch im Osten und in Rumänien wurde fleißig nach ähnlichen Grund- 
sätzen gearbeitet wie im Westen. Es war dem Oberbefehlshaber Ost und 
Generalfeldmarschall v. Mackensen überlassen, sie nach den Bedürfnissen 
des Kriegsschauplatzes zu ändern. Im übrigen war der Zustand der 
Truppen dort ähnlich wie im Westen. 
In der österreichisch-ungarischen Armee wurde die Ausbildung ge- 
fördert. Sie gewann nur langsam an Kraft. 
General v. Below hatte sich auch der bulgarischen Armee angenom- 
men; wir standen aber der Sprache und dem Volksempfinden der Bulgaren 
fremd gegenüber. Wir konnten bei dem Mißtrauen der Bulgaren gegen 
deutsche Bevormundung nur schwer Boden gewinnen. Der Halt der bul- 
garischen Armee begann sich indes zu festigen, obschon seitens ihres Ober- 
kommandos selbst nichts Tatkräftiges für die Ausbildung geschah. 
In der türkischen Armee arbeitete ernstlich nur Liman Pascha. Die 
türkischen Truppen in Galizien und Rumänien wurden nach deutschem 
Muster und nicht ohne Erfolg ausgebildet. Sie befriedigten dort, während 
ihr Zustand an den übrigen Kampffronten minderwertig blieb. 
Die Oberste Heeresleitung hatte alles versucht, das Kriegsinstrument 
zu schärfen. Der Versuch, es auch zahlenmäßig durch Bildung der polni- 
schen Armee kraftvoller zu gestalten, um die Überlegenheit des Feindes 
auch hierin auszugleichen, war inzwischen kläglich gescheitert. 
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Die Ausnutzung der wehrfähigen Kräfte Polens, das wir vom russi- 
schen Joche befreit hatten, für die Kriegführung des Vierbundes lag nahe.
	        
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