Der Enkenke-Angriff im ersten Halbjahr 1917.
J.
-1. menschlichem Ermessen mußte im Jahre 1917 der Schwerpunkt
unserer Abwehrkämpfe im Westen liegen, auch wenn es im ÖOsten
noch so heiß herging. Ein unmittelbares Zusammenarbeiten mit dem k. u. k.
Oberkommando war nicht mehr in dem Maße erforderlich wie bei dem
Feldzug gegen Rumänien, nachdem die Befehlsgliederung an der Ostfront
einfacher war. Die Oberste Heeresleitung gehörte jetzt an die Westfront;
ich schlug Spaa oder Kreuznach als neues Quartier für uns vor. Spaa
wurde abgelehnt, Kreuznach war besonders geeignet, weil dort viele nach
der Front laufende Kabel vorbeiführten. Die dortigen Hotels und Fremden-
häuser boten günstige Unterkunft. Die Einrichtung von Kreuznach,
Münster am Stein und Bingen als Großes Hauptquartier wurde befohlen,
die Umsiedlung für die zweite Februarhälfte in Aussicht genommen. Vor-
läufig sollte die Möglichkeit bestehen bleiben, nach Pleß zurückzukehren.
Das k. u. k. Oberkommando ging nach Baden bei Wien.
Am 1. Februar 1917 begann der U-Boot-Unterwasser-Kreuzerkrieg.
Es stellte sich bald heraus, daß besondere Schutzmaßregeln gegen Holland
und Dänemark nicht nötig wurden. Die dafür in Aussicht genommenen
Stäbe und Truppen wurden für die Westfront frei.
Im Westen war auf die Fortsetzung des englischen Angriffes auf dem
Sommeschlachtfeld, vielleicht unter Ausdehnung nach Norden, zu rechnen.
Es war möglich, daß er von einem französischen Angriff zwischen Roye
und Noyon begleitet sein, wahrscheinlicher aber, daß Frankreich, ähn-
lich wie im Herbst 1915, unsere Front Soissons—Reims—Argonnen an-
greifen würde. Die Entente kam damit zu einer strategischen Auswertung
ihrer Angriffe durch den Druck gegen beide Flanken unseres nach Frankreich
hineinspringenden Bogens, der hierfür so günstige Aussichten bot. Welchen
Teil der Front sich der französische Angriff im besonderen auswählen würde,
war nicht zu vermuten. Ein französischer Nebenangriff bei Roye blieb auch
dann möglich. Nachrichten wiesen auch auf die Lothringer Front und den
Sundgau, wo der Ausbau unseres Stellungssystems noch keine wesent-
lichen Fortschritte gemacht hatte. Wir hatten dort immer ein gewisses
Schwächegefühl, da örtliche Unternehmungen in dieser Gegend jederzeit
möglich waren und wir nur schwer Verstärkungen dorthin bekamen.