Die Bedeutung der Siegfriedstellung 325
Dank ihrer vielen Arbeitskräfte war die Entente in der Lage gewesen,
nicht nur den Abschnitt Verdun, sondern einen großen Teil ihrer Front
wie ein Angriffsfeld mit den erforderlichen Verkehrsanlagen und Muni—
tionseinrichtungen herzustellen. Ihr war es dadurch möglich, in kürzester
Frist auf verschiedenen Teilen der Front zum Angriff überzugehen, ohne
durch umfassende Arbeiten ihre Absichten zu verraten. Die Lichtbilderauf-
nahmen der feindlichen Stellungsbauten und Arbeiten sowie die dauernde
Nachprüfung durch neue Aufnahmen unserer Flieger konnten deshalb auch
nur allgemeine Anhaltspunkte für die feindlichen Absichten geben.
Die französische Front zwischen Vailly an der Aisne und den Ar-
gonnen war besonders gut ausgebaut, so daß hier Angriffsarbeiten über-
haupt nicht vonnöten waren. Welche Arbeiten südlich des Chemin des
Dames tatsächlich hergerichtet waren, sahen wir bei unserem Angriff 1918.
Der Ausbau scheint schon 1915/16 erfolgt zu sein, vielleicht wollte Frank-
reich hier 1916 angreifen, ist aber durch den deutschen Angriff auf Verdun
daran gehindert worden.
Die Verhältnisse an unserer Westfront waren festere geworden; aber
der Druck der Sommeschlacht und der Kämpfe vor Verdun lag noch auf den
Gemütern und erhöhte die natürliche Spannung, die jeder Verteidigung
innewohnt und die Nerven martert.
Die Befehlsgliederung war verbessert worden.
Die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht befehligte die 4., 6., 1. und
2. Armee zwischen dem Kanal und La Fere.
Hieran schloß sich die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz — 7., 3.,
5. Armee — bis etwa zur Orne östlich Verdun und dann
die Heeresgruppe Generalfeldmarschall Herzog Albrecht von Würt-
temberg, der die 4. Armee an General Sixt v. Armin abgegeben hatte —
Armeeabteilung C., A., B. —, Chef war General Krafft v. Dellmensingen.
Durch die Bildung dieser Heeresgruppe waren die Verhältnisse an der
elsaß-lothringischen Front sehr erheblich gesundet.
Die zwischen Arras und Laon vorgenommene Frontverkürzung machte
es möglich, dort das Oberkommando der 1. Armee herauszulösen. Es
wurde bei der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz beiderseits Reims zwi-
schen der 7. und 3. Armee eingesetzt. Solch Herauslösen und Einschieben
eines Armee-Oberkommandos ist namentlich wegen der damit verbundenen
Anderungen im Etappenaufbau des Heeres eine langwierige Angelegen-
heit. Es kann, wenn es nicht zu sehr starken Reibungen kommen soll, nicht
von heute auf morgen gemacht werden. Ich hoffte, daß das Armee-
Oberkommando mit dem Hauptquartier in Rethel eingerichtet sein würde,
bevor der französische Angriff auf die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz
begann.