326 Der Entente-Angriff im ersten Halbjahr 1917
Die Truppen hatten durch die Alberichbewegung noch zwei weitere
Monate zur Erholung und Ausbildung gehabt. Viel Kraft war zwar
bereits zurückgewonnen, aber bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht
gab es immer noch müde Divisionen.
Die Ausbildung war gehoben. Die neu aufgestellten Formationen
waren bereits zum Teil an ruhigen Fronten eingesetzt, zum Teil wurden sie
erst einsatzfähig. Aus Rumänien waren Divisionen in Belgien einge-
troffen. Die Oberste Heeresleitung hatte auch für den Westkampf nicht ge-
eignete Divisionen gegen kampfkräftige der Ostfront ausgetauscht, trotz der
hiermit verbundenen Schwächung dieser Front.
Der Stellungsbau war gefördert. Die nach Beziehen der Siegfried-
stellung freiwerdenden Arbeitskräfte wurden hinter die voraussichtlichen
Angriffsfronten verteilt; nun mußte hier das rückwärtige Stellungssystem
beschleunigt vervollständigt werden. Die Kriegsgerätausrüstung hatte
sich gebessert, die größeren Munitionsmengen verdankten wir wesentlich
dem verringerten Verbrauch während weiterer Monate. Eine Reserve war
angesammelt, die eine gewisse Sicherheit gab, sofern die Kämpfe im Osten
und Westen nicht zu lange anhielten. Das Hindenburg-Programm wurde
allmählich wirksam. Der weitere Nachschub an Munition war gesichert.
An der italienischen Front war Ruhe. In Mazedonien waren im
Februar und März örtliche Angriffe der Entente bei Monastir und am
Cernabogen blutig abgewiesen.
Auf den asiatischen Kriegsschauplätzen der Türkei hatten mit Ein-
setzen der für die Kriegführung günstigen Jahreszeit die Kämpfe begonnen.
Die Engländer hatten ihre Vorbereitungen beendet und griffen an. In
Palästina scheiterten dank dem Einwirken des Obersten v. Kreß die eng-
lischen Angriffe gegen Gaza.
In Mesopotamien zeigte es sich sehr bald, daß die türkische Armee im
Irakgebiet nicht mehr widerstandsfähig war. Kut el Amara fiel am
25. Februar. Bereits am 11. März wurde Bagdad von den Engländern
besetzt, ein schwerer Verlust für die Türkei. Sie wurde dadurch gezwungen,
auch das persische Grenzgebiet zu räumen. Infolge dieser Ereignisse trat
Enver mit der Bitte an die deutsche Oberste Heeresleitung heran, ihm ein
deutsches Heeresgruppenkommando mit einem deutschen Hilfskorps zur
Wiedernahme von Bagdad zur Verfügung zu stellen. Die Vorbereitung
dieser Unternehmung erforderte Monate. Die Etappeneinrichtungen mußten
fertig sein, bevor die Truppen antraten. Die Fertigstellung des Amanus-
Tunnels für Vollbahnbetrieb im Januar 1917 und die für den Herbst
bevorstehende Aufnahme des Schmalspurbetriebes durch den Taurus-Tunnel
verbesserten die Verbindungen in Kleinasien. Das von Enver beabsichtigte
Unternehmen erschien ausführbar. Wir konnten vielleicht mit wenigen deut-