Die Russische Revolution 327
schen Bataillonen starke türkische Truppen wieder zum Kampf bringen und
England zu größerer Kräfteentfaltung im Irak zwingen. Die Oberste
Heeresleitung ging, wenn auch nicht gerade freudig, auf die Bitte Envers
ein. General v. Falkenhayn erhielt auf dessen Wunsch das Heeresgrup-
penkommando. Das Kriegsministerium begann mit Aufstellung des
schwachen Asienkorps.
Im Osten war eine gewaltige Änderung eingetreten. Im März stürzte
die von der Entente begünstigte Revolution den Zaren. Eine stark sozia-
listisch gefärbte Regierung ergriff die Gewalt. Welche Gründe die Entente
hatte, mit der Revolution zu arbeiten, ist nicht klar. Sah sie sich einer
Volksbewegung gegenüber, an der sie nicht vorbeigehen konnte und sich
daher ihr zugesellte, oder war der Zar aus Sorge vor innerem Umsturz
friedlich geworden und deshalb zu beseitigen? Oder waren es noch
andere Gründe? Das eine ist sicher, die Entente versprach sich von der
Revolution Vorteile für ihre Kriegführung, zum mindesten wollte sie
retten, was zu retten war. Darum zögerte sie nicht, zu handeln. Der Zar
mußte fallen, der zur Genugtuung der Entente den Krieg begonnen hatte.
Hierin lag eine unendliche Kraft des Willens, die vor nichts zurückschreckte,
wenn es für das Vaterland den Krieg zu gewinnen galt. Sie hätte
auch gehandelt, wenn Stürmer 1916 wirrklich friedensfreundlich
gewesen wäre.
Auf die Zustände in Rußland warf der Ausbruch der Revolution ein
grelles Schlaglicht; Volk und Heer waren morsch, sonst wäre sie unmöglich
gewesen. Das Heer war auch dort ein Teil des Volkes, wie bei uns; auch
dort waren Heer und Volk eins. Wie oft hatte ich auf die russische Revolution
zur Entlastung unserer militärischen Lage gehofft, immer war es nur ein
Luftschloß gewesen; nun war sie da und kam doch überraschend. Mir fiel
eine Zentnerlast vom Herzen. Daß sie später auch unsere Kraft unter-
graben würde, konnte ich damals nicht für möglich halten.
In welchem Umfange eine Entspannung im Osten eintreten würde,
war in keiner Weise zu übersehen; auch mit Angriffen mußte weiter-
hin gerechnet werden, aber trotzdem bedeutete die Revolution wegen der
unweigerlich damit verbundenen Minderung der Kriegsfähigkeit Rußland--
eine erhebliche Schwächung für die Entente und eine wesentliche Ent-
lastung unserer so überaus schweren Lage. Die Erleichterung bestand für
die Oberste Heeresleitung zunächst darin, daß sie im Osten Truppen und
Munition sparte. Sie nahm auch den Austausch im Westen abgekämpfter
Divisionen mit besseren aus dem OÖsten in weitem Umfange vor.
Durch eine ins Leben zu rufende Propaganda sollte der Friedens-
gedanke in der russischen Armee unmittelbar scharf entwickelt werden.
Der Ausbruch der russischen Revolution war eines jener Ereignisse,