Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

330 Der Entente-Angriff im ersten Halbjahr 1917 
  
  
„Wenn das amerikanische Volk wahre Neutralität zu beobachten 
wünscht, so wird es Mittel finden, um der ausschließlichen und einseitigen 
Massenausfuhr ein Ende zu machen oder zum mindesten diesen Ausfuhr- 
handel als Zwangsmittel dazu zu verwenden, um einen gesetzmäßigen 
Handel mit Deutschland, namentlich mit Nahrungemitteln, aufrecht zu 
erhalten." 
Von einseitiger Begünstigung zur offenen Parteinahme war nur ein 
kleiner Schritt. 
Ich will hier nur zwei Stimmen wiedergeben: 
Der kürzlich verstorbene amerikanische Botschafter in London, Choate, 
schrieb unter dem 7. April 1917 an Earl Grey: 
„Wie Sie wissen, bin ich von Anfang an der Meinung gewesen, daß 
wir einstweilen der Sache der Bundesgenossen besser dadurch dienen 
könnten, daß wir neutral blieben und alles lieferten, was wir an Waffen 
und Munition, ja auch an etlichen Mannschaften, wie ich glücklicherweise 
sagen darf, liefern könnten; daß es aber nichts destoweniger unsere Pflicht 
sein würde, den Krieg beendigen zu helfen, auf dem rechten Wege, durch 
völlige Unterdrückung des preußischen Militarismus und den Sieg der 
Zivilisation, wenn wir das durch unsern Eintritt in den Krieg mit all 
unserer Macht und mit Hilfe aller unserer unerschöpflichen Hilfsquellen zu 
tun vermöchten. Die Stunde ist jetzt gekommen.“ 
Der amerikanische Admiral Sims sprach sich am 3. Juni 1917 in Lon- 
don wie folgt aus: 
„Als 1910 die amerikanische Flotte England besuchte, hielt ich eine 
kurze, aber vielleicht undiplomatische Rede. Darin äußerte ich meine 
Meinung, die jetzt in die Tat umgesetzt wird. Ich sagte damals, 
wenn je die Zeit käme, wo der Bestand des englischen Reiches ernstlich be- 
droht wäre, dann könnte England auf jedes Schiff, jeden Dollar und jeden 
Blutstropfen jenseits des Atlantik zählen." 
Besonders charakteristisch für die Auffassung offizieller amerikanischer 
Kreise ist folgende Unterhaltung einer Vertrauensperson mit einem ameri- 
kanischen Generalkonsul, die sich mit jenen Außerungen deckt. 
Auf die Frage, ob die „Lusitania“-Affaire wirklich zum Eingreifen 
Amerikas geführt habe, antwortete der Generalkonsul: 
„— Nein, dies war nur das Streichholz, das das Stroh anzündete, 
und es ist tüchtig zur Propaganda ausgenutzt worden. Wir hätten sonst 
andere einleuchtende Gründe ausfindig machen müssen, um in dieses 
Geschäft eintreten zu können! Hätten wir uns nicht mit den Alliierten 
verbündet, dann wären wir nach dem Kriege nirgend mehr gewesen 
— jetzt erwarten wir Nr. 1 zu werden, — und wir werden Nr. 1 
werden!“ —
	        
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