Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Gründe für den Eintritt Amerikas in den Krieg 331 
  
  
  
Auf die Frage, welche Rolle Amerika als Nr. I spielen werde, 
sagte er: 
„Deutschland ist zweifellos das fleißigste Land Europas vor dem 
Kriege gewesen. Wir (Amerika) und ebenso England sahen, zu welcher 
gewaltigen Höhe Deutschland emporstieg, daß es innerhalb einiger 
wenigen Dekaden zur größten Macht gelangt wäre, und daß es nicht nur 
ganz Europa, sondern die Welt insgesamt geführt (dictated) hätte. Es 
wurde eine Gefahr, und wir (Amerika) erkannten diese Tatsache. Aus 
diesem Grunde sind wir an die Sache herangetreten, und wir glaubten sie 
zu durchschauen. Wir sind überzeugt, daß unser Volk nach dem Kriege die 
Führung haben wird. Wir werden nicht nur Deutschland, sondern ganz 
Europa führen. Die Nationen werden viel von uns erwarten, vor allem 
den Frieden, und sie werden ihn bekommen, aber zu unseren Bedingungen 
und zu unseren Preisen!“ — 
„Wird Amerika auch seinen Verbündeten seinen Willen auferlegen?“ 
„Ja, das werden wir! Aber sie werden bessere Bedingungen erhalten 
als die anderen Länder (Zentralmächte), ebenso wie wir (Ameriko) bessere 
Bedingungen von ihnen (Alliierten) erhalten werden. Es ist das alles ja 
nur ein Geschäft. Das ist der Krieg immer nur gewesen!“ — 
Bezüglich der Stellung Amerikas nach dem Kriege hat sich der ameri- 
kanische Generalkonsul verrechnet, allerdings nur, weil die Revolution 
Deutschland wehrlos gemacht und damit England die Herrschaft über die 
Welt gegeben hat. Amerika fehlte der Gegenspieler in Europa. 
Wie dem auch sei, für Deutschland war der Krieg jedenfalls kein Ge- 
schäft. Er war uns aufgezwungen. Es ging um unsere wirtschaftliche Zu- 
kunft und Freiheit, es ging für uns um Tod und Leben. 
Ich lasse es dahingestellt, wie weit sich die vorstehenden Ansichten mit 
denen des Präsidenten Wilson und eines großen Teils der Bevölkerung der 
Vereinigten Staaten decken. Jedenfalls hatten sie maßgebenden Einfluß 
gewonnen. Unter dem Vorwand des U-Bootkrieges trat Amerika in einer 
für die Entente kritischen Zeit gegen uns in den Krieg. Ob dies ohne 
U-Bootkrieg so frühzeitig geschehen wäre, daß die Vereinigten Staaten uns 
1918 zu siegen hinderten, kann bezweifelt werden. Wie sich aber bis dahin 
ohne U-Bootkrieg die Verhältnisse zu Lande entwickelt hätten, ist nicht zu 
ergründen. 
Tatsächlich war am 9. Januar 1917 ein Zusammensturz Rußlands in 
keiner Weise zu übersehen und ist auch von niemand in Betracht gezogen 
worden. Wir rechneten für den Fall des U-Bootkrieges mit einer für uns 
günstig entscheidenden Wirkung, spätestens bevor Amerika mit seinen Neu- 
formationen in den Krieg eingreifen konnte, ohne den U-Bootkrieg aber mit 
einem Zusammenbruch des Vierbundes 1917.
	        
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