Die Schlacht bei Arras 335
hausen, dem Oberst v. Loßberg als Chef beigegeben war, organisierte tat-
kräftig die Verteidigung in der neuen Linie, unterstützt von der Heeres-
gruppe und der Obersten Heeresleitung. Ein weiteres Zurückverlegen der
Kampffront in die noch im Ausbau befindliche Wotanstellung, wie es eine
Zeitlang die 6. Armee im Auge hatte, wurde nicht mehr nötig.
Die Schlacht bei Arras stand in der zweiten Aprilhälfte auf ihrem
Höhepunkt und beanspruchte in hohem Maße Reserven und Kriegsgerät,
als am 16. April auch der Franzose seine großangelegten Angriffe an der
Aisne und in der Champagne begann.
Die zweifellos weitgehenden, strategischen Ziele, die sich der englische
Angriff gesteckt hatte, sind mir nicht bekannt geworden. Daß ein großer
Durchbruch, nicht nur eine Zermürbungs= oder Ablenkungsschlacht geplant
war, nehme ich trotz der immerhin schmalen Angriffsfront an. Möglich,
daß auch das englische Heer die Sommeschlacht noch nicht vollständig
überwunden hatte und hier zu einem Nebenangriff geschritten war, wäh-
rend die französische Armee die Entscheidung bringen sollte.
General Nivelle hatte das große strategische Ziel: schon in den ersten
Tagen zwischen Vailly und Reims zu einem Durchbruch durch die deutsche
Front zu kommen. Ein bald danach einsetzender Stoß östlich Reims bis
zur Suippe sollte die Durchbruchsstelle erweitern, unsere Front auf etwa
70 km Ausdehnung ins Wanken bringen! Der Schwerpunkt der Ent-
scheidung lag bei der französischen Armee vor der Heeresgruppe Deutscher
Kronprinz.
Der Druck von Arras nach Osten auf Douai und der Durchbruch beider-
seits Reims über Rethel in Richtung Mezieres sollte die Siegfriedstellung
umfassen, deren Bau durch zahlreiche Flieger festgestellt war. Die Entente
wollte unsere ganze Front bis zum Meere erschüttern.
Die Abwehrvorbereitungen waren durch die Heeresgruppe Deutscher
Kronprinz und die 7. und 3. Armee mit ungemeiner Sorgfalt getroffen.
Der Kronprinz und sein Chef, Oberst Graf Schulenburg, waren unermüd-
lich tätig. Oberbefehlshaber der 7. Armee war General v. Boehn, einer
der besten Generale des deutschen Heeres, ein altpreußischer Offizier von
echtem Schrot und Korn, ein Erzieher der Truppen und ein Mann von
unerschütterlicher Energie. Sein Chef, Oberst Reinhardt, ein kluger Kopf,
bildete in seiner sorgsamen Arbeit die Ergänzung des Oberbefehlshabers.
General v. Einem, der Oberbefehlshaber der 3. Armee, ist als Kriegs-
minister bekannt, ein geistreicher und weitblickender Offizier und Kenner
des Heeres und der Psyche der Truppen. Sein Chef, Oberst, später Ge-
neral v. Oldershausen, von rücksichtsloser Frische und großer Arbeits-
freudigkeit, war auch hier das richtige Gegenstück zu seinem Oberbefehls-
haber. A. O. K. 3 schied nachher für die Schlacht aus. In der ersten April-