Kämpfe in Ostgalizien 347
Friedensresolution beraten wurde. Der Erfolg des Angriffs war glänzend,
auf 20 km Breite wurde bis zu 15 km Tiefe Gelände gewonnen. Das
ganze Heer war gehoben — im deutschen Reichstage wurde der Sieg deut-
scher Waffen als Stimmungsmache bezeichnet.
An dem nächsten Tage wurde der Stoß in Richtung Tarnopol fort-
gesetzt, das bereits am 25. Juli fiel. Die russische Front füdlich der Eisen-
bahn Zborow—Tarnopol begann sich von unseren Stellungen loszulösen.
Aus dem taktischen Gegenstoß wurde die Operation großen Stils. Die
Lockerung der russischen Front dehnte sich immer weiter nach Süden aus.
Die Südarmee, die k. u. k. 3. und 7. Armee, die besonders stark mit deut-
schen Truppen durchsetzt war, traten an. Bis in die Bukowina hinein
war die Ostfront in Bewegung. Die russische Armee wich in Unordnung
zurück, ihr Mark war durch die Revolution krank geworden.
Am 2./3. August hatten wir unter steten Kämpfen den Zbrutsch er-
reicht, Czernowitz und Kimpolung genommen. Damit hatte die operative
Auswertung des Gegenstoßes vom 19. Juli ihr Ende erreicht. Zwar
erhoffte ich vorübergehend noch ein Vordringen der k. u. k. 3. und 7. Armee
in die Moldau hinein, die Angriffskraft der k. u. k. Truppen war aber
zu gering, und die der deutschen allein genügte nicht. Die rückwärtigen
Verbindungen gestalteten sich außerdem so schwierig, daß eine geordnete
Versorgung der Armeen sich vor Herstellung der Bahnen nicht bewältigen
ließ. Hieran wurde zwar mit starken Kräften gearbeitet, die Zerstörungen
waren aber so gründlich, daß Wochen vergehen mußten, bis an eine
Weiterführung der Operationen südlich des Dnujestr gedacht werden
konnte.
Die deutschen Truppen hatten sich wie im Herbst vorigen Jahres im
Bewegungskrieg hervorragend bewährt; sie fühlten sich wie erlöst aus dem
ungeheuren Bann des Stellungskrieges. Die k. u. k. Armee hatte trotz
aller auf sie angewandten Sorge ein Nachlassen der Kampfkraft gezeigt,
das in hohem Maße erschreckend war.
Am Zbrutsch flackerte der Kampf noch einige Tage hin und
her, südlich Czernowitz drückte die Heeresgruppe des Erzherzogs Joseph,
der seinerzeit an Stelle Kaiser Karls den Oberbefehl in Ungarn übernom-
men hatte, noch etwas weiter nach Osten vor; die Operation war aber be-
endet, obschon an der rumänischen Front Kämpfe begonnen hatten.
Hier hatte am 24. Juli in den Bergen zwischen Focsani und der
Grenze ein russisch-rumänischer Entlastungsangriff eingesetzt. Er traf eine
schwache Stelle der Front und hatte örtlichen Erfolg.
Unser Vordringen nördlich der Karpathen — Dnujestr abwärts und
durch die Bukowina gegen die Moldau — legte den Gedanken nahe, die
Operationen gegen die rumänischen Truppen wieder aufzunehmen und,