Kämpfe an der rumänischen Front 349
V.
Durch eiserne Arbeit und Entschlossenheit, begünstigt durch die russische
Revolution, war es geglückt, die militärische Lage zu entspannen. Das
Fehlen eines geschlossenen Willens in Deutschland wie in Österreich-Ungarn
sollte indes unter dem Druck dieser Umwälzung und der wirtschaftlichen
Notlage sowie unter dem wachsenden Einfluß der feindlichen Propaganda
daselbst Verhältnisse zeitigen, die die Kriegsfähigkeit der beiden verbünde-
ten Staaten immer mehr herabsetzten und das militärisch Gewonnene ge-
fährdeten. Die Hoffnung der Völker der Entente auf den inneren Zu-
sammenbruch ihrer Feinde erhielt von nun an stetig neue Nahrung. Der
Friede mußte unermeßlich erschwert und das Kriegsende hinausgeschoben
werden. -
Reichskanzler v. Bethmann und Graf Czernin standen beide ganz unter
dem Einfluß der russischen Revolution. Beide befürchteten gleiches für ihre
Länder. Beide dachten ausschließlich daran und an leider recht ferne
Friedensmöglichkeiten, während sie, solange der Friede noch nicht er-
reicht war, für die Kriegführung Entscheidendes zu leisten hatten. Sie
mußten die Volkskraft durch schaffende Tätigkeit ebenso heben, wie es der
Obersten Heeresleitung mit der Kampfkraft des Heeres in hartem Ringen
mit einem gewaltigen Feinde gelungen war. Ihre Politik gipfelte in
stetem Nachgeben nach innen, sie verzichteten darauf, das Volk zu führen.
Sie übersahen infolge ihrer ganzen Gedankenrichtung, welchen unsagbaren
Schaden sie damit der nach außen zu vereinigenden Macht ihrer Länder
und hierdurch der Kriegführung zufügten. Beide Männer, die das Schicksal
in den ernstesten Zeiten an die Spitze ihrer Völker gestellt hatte, waren keine
Kraftnaturen, wie die Verhältnisse sie erforderten. Auch nach innen waren
schwere Kämpfe zu führen, darüber bestand kein Zweifel. Graf Czernin
hatte es mit seinem Völkergemisch unendlich schwer. Herr v. Bethmann
konnte es besser haben, er brauchte nur in den Gedankengängen zu handeln,
wie sie sich aus dem Wesen dieses Krieges und aus unserer Lage gegenüber
dem Vernichtungswillen unserer Feinde mit zwingender Gewalt ergaben.
Statt immer mehr den Gedanken des Verständigungsfriedens zu pflegen,
der praktisch nie zu erreichen war, mußte er das Volk zusammenfassen, ihm
Ziele und große Aufgaben weisen und dem Heere geben, was wir forderten.
Dem deutschen Volke war immer wieder zu zeigen, wofür es kämpfte, und
wie der Feind in seinem tiefsten Innern dachte. Die Mehrzahl wäre ihm
wie 1914 gefolgt. Unbelehrbare gibt es immer. War wirklich eine
Täuschung über das Denken und die Ziele unserer Feinde nach ihrer
ganzen Geschichte, nach ihrer ganzen Denkungsart und auch nach ihren
Antworten auf unser Friedensangebot vom 12. Dezember und die Wilson-