Der vaterländische Unterricht 367
Die Länge des Krieges brachte auch in zunehmendem Maße für
Heimat und Heer Entbehrungen und Opfer. Je mehr diese Lasten
auf den Geist des Heeres drücken, um so mehr müssen Überzeugung,
Pflichtgefühl und klare Entschlossenheit Grundlagen der Kampfkraft des
Heeres werden.
Hierfür zu sorgen, ist Aufgabe des vaterländischen Unterrichts unter
den Truppen.“
Unter dem 15. September 1917 schrieb ich:
„Der feindliche Vernichtungswille und die Notwendigkeit unseres
Weiterkämpfens kommt den im Etappen-, Besatzungs= und Heimatsdienst
verwendeten Truppen weniger zum Bewußtsein als den Kampftruppen
selbst. Deswegen ist dem Geist unter den Etappentruppen besondere Auf-
merksamkeit zuzuwenden und der vaterländische Unterricht bei ihnen in
besonderem Maße zu pflegen.
Auf die Wechselwirkung zwischen Heimat und Heer ist in den Richt-
linien hingewiesen. Im Geist und für die Erfüllung der vaterländischen
Aufgaben sind Volk und Heer untrennbar. Infolgedessen hat die in Ver-
bindung mit den Zivilbehörden stattfindende Belebung des vaterländischen
Geistes unter der Bevölkerung große Bedeutung. In dieser Richtung zu
wirken, müssen die Kommandobehörden in der Heimat sich ganz besonders
angelegen sein lassen."
Ich dehnte den vaterländischen Unterricht bewußt auf die Heimat aus,
obschon ich mich sonst dort von unmittelbarer Betätigung fernhielt. Ich
konnte aber nicht zusehen, wie hier alles bergab ging. Ich dachte an-
regend zu wirken, fand aber seitens der Behörden keinerlei, auch nicht die
geringste Unterstützung, obschon der Reichskanzler Dr. Michaelis und
Staatssekretär v. Kühlmann anerkannten, daß irgendeine Organisation für
die Hebung der Stimmung zu schaffen sei. Es bestand der Eindruck, daß alles
unterlassen werden sollte, was nationale Leidenschaften entfachen konnte.
Wir waren ja so weit gekommen, daß wir die Entfaltung des nationalen
Gefühls als ein fluchwürdiges Verbrechen ansahen.
Das Kriegsministerium erklärte sich mit der Ausdehnung des vater-
ländischen Unterrichts auf den Bereich der stellvertretenden Generalkom=
mandos einverstanden. Im Sommer 1918 wurde ihm auf seinen Wunsch
ein weitgehender Einfluß auf diesen eingeräumt.
Als erstes Gebot des Unterrichts bezeichnete ich die Besprechung der
Ursachen des Krieges, Deutschlands wirtschaftliche Entwicklung, ihre Be-
deutung und die Folgen eines verlorenen Krieges, besonders auch für den
deutschen Arbeiter, die Notwendigkeit, weiterzukämpfen, bis der Ver-
nichtungswille unserer Feinde gebrochen und Sicherheit für die wirtschaft-
liche Weiterentwicklung geschaffen sei.