Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

368 Der Entente-Angriff im ersten Halbjahr 1917 
Ferner betonte ich unsere berechtigte Hoffnung auf den endgültigen 
Sieg und die Notwendigkeit der Führung und der Autorität auf der einen, 
der Unterordnung auf der anderen Seite. 
„Das eigene Ich muß zurücktreten vor dem gemeinsamen großen ziel. 
Streiks gefährden den Krieg und kosten das Blut der Truppe, Friedens- 
duselei verlängert ebenso wie Mißmut den Krieg. Einigkeit im Innern 
macht stark, alles andere schwächt." 
Ich stellte als unser Kriegsziel „die Sicherstellung unserer Zukunft" 
hin und endigte: „Volk und Heer müssen bis zum endgültigen Friedensschluß 
in voller Stärke und Einigkeit hinter den Führern des Reichs stehen." 
Diese Weisungen trugen der damaligen Kriegslage Rechnung. Sie 
ergaben sich aus den unseligen Gedankengängen der Heimat von selbst. 
Jch glaubte an den Endsieg und fürchtete unseren Niedergang. Ich 
tat alles, um dem Volk den Ernst der Lage zu zeigen, ohne den Geist 
noch weiter zu drücken, den seelischen Faktor schätzte ich stets ungemein 
hoch ein und mit mir viele andere; leider auch diejenigen, die die geistige 
Kriegsfähigkeit des deutschen Volkes und damit die Mannszucht im Heere 
bewußt untergruben. Dazwischen stand aber die breite Masse der Psyche 
des eigenen Volkes; auch der des Feindes, verständnislos gegenüber. 
In meinem Sinne hat das Kriegspresseamt immer wieder und wieder 
die Aufklärungsorgane darauf hingewiesen, die Gefahren eines unglück- 
lichen Krieges zu schildern. 
Der vaterländische Unterricht sollte sich von jedem Parteigetriebe fern- 
chalten. Ich rechnete hierzu auch Stellungnahme für und gegen die 
Friedensresolution und Erörterung der Kriegszielfrage. Abweichungen 
duldete ich nicht. Doch hatte ich nichts dagegen einzuwenden, daß Vor- 
gesetzte, sofern sich Mannschaften mit Fragen über Kriegsziele vertrauens- 
voll an sie wendeten, ihren Untergebenen in ruhiger und sachlicher Form 
die eigene Ansicht über diese Frage zum Ausdruck brächten. 
Es war kein gutes Zeichen, daß dieser Unterricht im Reichstage im 
Oktober wieder einmal nur von dem engen Standpunkt heimatlicher Par- 
teiungen angesehen wurde, während man sein Wesen nicht erkannte. Die 
Satzungen des Unterrichts wurden eingehend geprüft; man fand nichts 
daran auszusetzen. Ich war gespannt, ob nicht der Wunsch laut würde, daß 
auch die Regierung handeln solle, und ob sie nun nicht selbst Antrieb zum 
Handeln fühlte. Der Reichstag begnühgte sich jedoch mit der Kritik, nutz- 
bringende Arbeit lag auch- ihm fern. Die Regierung war froh, daß eine 
scheinbare Klippe umschifft war. Das Volk aber blieb über die ihm drohen- 
den Gefahren im unklaren. 
In Deutschland gab es indessen noch Männer, die die Denkungsart 
des Feindes richtig erkannt hatten. Sie wollten den Kriegswillen stärken
	        
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