Die Flandernschlacht 381
Bahnen südlich des Dnjestrs, dachte ich dann so weit zu sein, daß die Opera-
tionen aus der Bukowina und über den Sereth in die Moldau beginnen
könnten. Hierzu waren die Truppen von Riga wieder nach Süden zu fahren.
Die Tage vom 31. Juli bis in den September hinein waren Tage einer
Hochspannung von ungeheurer Stärke. Am 31. Juli hatte in Flandern der
Engländer, auf dem linken Flügel von einigen französischen Divisionen unter-
stützt, in etwa 25 km Breite angegriffen. Er hatte dazu so gewaltige Artil-
lerie= und Munitionsmassen eingesetzt, wie sie auch im Westen bisher selten
gewesen waren. Der Feind war auf der ganzen Front an vielen Stellen
auch mit Tanks eingebrochen. Kavallerie-Divisionen standen zum Nachhauen
bereit. Mit Einsatz der Eingreif-Divisionen gelang es der 4. Armee, deren
Generalstabschef inzwischen Oberstv. Loßberg geworden war, dem feindlichen
Erfolg Einhalt zu gebieten und ihn örtlich zu beschränken. Das Ergebnis
war aber für uns neben einem Geländeverlust auf ganzer Angriffsfront von
2 bis 4 km Tiefe eine sehr erhebliche Einbuße an Gefangenen und Gerät
sowie ein starker Kräfteverbrauch auch an Reserven.
Im August entbrannte der Kampf an vielen Stellen der Westfront.
In Flandern griff die Entente wieder am 10. an, auch ihr wird der
31. Juli schwere Verluste gebracht haben. Der 10. August war für uns
erfolgreich, dafür traf uns am 16. wieder ein neuer großer Schlag. Der
Engländer gewann bis über Poelkapelle Boden und konnte nur mit Auf-
bietung aller Kraft eine kurze Strecke zurückgeworfen werden. In den
nächsten Tagen hielt die Kampftätigkeit mit verminderter Stärke an. Am
22. war wieder schwerer Großkampftag. Mit dem 25. August endigte der
zweite Abschnitt der Flandernschlacht. Er hat uns viel gekostet.
Weiter südlich brach am 15. August ein Angriff mehrerer englischer
Divisionen abermals in unsere Stellung nördlich Lens ein und entriß uns
eine wichtige Höhe.
Auf dem alten Kampffeld der Arrasschlacht beiderseits der Scarpe
war am 9. ein feindlicher Vorstoß gescheitert.
Ende August wurde die Siegfriedstellung nördlich St. Quentin von
Franzosen vergeblich angegriffen. Es war nichts Ernstes gewesen.
Weitere französische Nebenangriffe erfolgten auf dem Höhenrücken
des Chemin des Dames.
Den Hauptstoß führte Frankreich bei Verdun am 20. und 21. August.
Der Angriff kam der 5. Armee nicht überraschend. Bestimmte Geländeteile,
3. B. der Talou-Rücken, waren, wie schon Wochen vorher befohlen und vor-
bereitet, rechtzeitig geräumt worden. Als der Ansturm erfolgte, der ohne
Tanks geführt wurde, da brach er doch wieder tief in unsere Stellungen ein.
Auf dem linken Ufer, hart an der Maas, hatte eine Division versagt, auf
dem rechten hatten wir ebenfalls nicht glücklich gekämpft, und doch war hier