Vorbereitung für den Angriff in Italien 587
raschende Stoß über die Berge nördlich Cividale auf Udine, dann
wankte die italienische Isonzofront. Wir konnten zur Operation
kommen. Der wärmste Vertreter dieses Gedankens war Oberstleutnant
Wetzell. Zunächst mußte die Oberste Heeresleitung sich Gewißheit ver-
schaffen, ob ein Angriff dort überhaupt möglich und, wenn dies der Fall,
wie er ausführbar sei? General Krafft v. Dellmensingen, zu dieser Zeit
Chef des Generalstabes der Heeresgruppe Herzog Albrecht, erhielt mit
Major Frhr. v. Willisen unter Zustimmung des Generals v. Arz den Auf-
trag, Geländeerkundungen an Ort und Stelle vorzunehmen. Das Ergebnis
ließ die Ausführung des Gedankens als möglich erscheinen. Es wurde für
die weiteren Entschließungen der Obersten Heeresleitung maßgebend. Ich
wandte mich nun der neuen großen Aufgabe mit aller Hingabe zu.
General v. Krafft und Major v. Willisen hatten ferner vortreffliche
Vorschläge für die Ausrüstung der Truppen gemacht. Die Oberste
Heeresleitung trat hierüber sofort mit dem k. u. k. Armee-Oberkom-=
mando in Verbindung, das vor allem Tragtierkolonnen und Gebirgs-
artillerie für die deutschen Formationen abgeben sollte. Das Fehlen
von Gebirgsartillerie in der deutschen Armee ist vor dem Kriege und wäh-
rend desselben oft störend empfunden worden. Es wurden auch solche
Formationen aufgestellt; für diesen Feldzug reichten sie natürlich nicht aus.
Österreich-Ungarn war auch durchaus in der Lage, auszuhelfen, wir
brauchten nicht immer alles selbst zu schaffen.
Von besonderer Bedeutung war die Auswahl der Truppen. Es
mußten an erster Stelle solche genommen werden, die ebenso wie das
Alpenkorps aus den Karpathen Gebirgs-Kriegserfahrungen hatten und
entsprechende Ausrüstung besaßen. Es waren dies die 117. und die
200. Inf. Div. Diese standen zur Zeit in der Bukowina und sollten hier
durch Dehnung der Linien der dort stehenden k. u. k. Truppen freigemacht
werden.
Die Oberste Heeresleitung nahm zu Gefechtshandlungen auf den
anderen Kriegsschauplätzen auch gern solche Divisionen, die bisher nur
im Westen gekämpft oder besonders hart gelitten hatten. Bei der Bedeu-
tung der Westfront und den zahlenmäßig schwachen Abgaben von dort
ließen sich jedoch die Wünsche vieler Verbände, auch einmal an anderer
Stelle zu kämpfen und zu angreifen, nur in beschränktem Maße durch-
führen. Die Auswahl fiel jetzt auf die 5., 12. und 26. (Württ.) Inf. Div.
und einige Jäger-Bataillone, die später zu der deutschen Jäger-Division
zusammengestellt wurden. Sechs bis sieben Divisionen wurden gegen
Italien verfügbar gemacht, zwei waren dem Westen entnommen und dort
durch jene beiden Divisionen von Riga her ersettzt.
Außerdem hatte der Osten noch zwei weitere Divisionen freizu-
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