Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

402 Die Schlacht in Flandern und der Zusammenbruch Rußlands 
  
In Palästina und Mesopotamien verschlechterten sich die Verhältnisse 
für die Türkei weiter. 
Die Unternehmung gegen Bagdad war für Herbst 1917 oder Früh— 
jahr 1918 beabsichtigt. Die Vorbereitungen hatten begonnen. Trotz der 
durch die Inbetriebnahme der Tunnel verbesserten Bahnverhältnisse kamen 
sie nicht vorwärts. Der Verkehr blieb schlecht und unregelmäßig. Die 
örtlichen Kommandobehörden glaubten aber mit der von der Obersten 
Heeresleitung bereitgestellten Unterstützung aller dieser Schwierigkeiten 
Herr zu werden; sie haben dabei den Türken zu sehr vertraut. 
Die strategische Grundbedingung für die Unternehmung gegen Bag- 
dad war das Halten der Palästinafront. Ich habe die Aufmerksamkeit 
Envers immer wieder auf diesen Punkt gelenkt und ihn sehr oft gebeten, 
diese Front zu verstärken und namentlich für bessere betriebliche Verhält— 
nisse auf den syrischen Bahnen zu sorgen. Die Oberste Heeresleitung unter- 
stützte Enver darin, so gut sie konnte. Was sie gab, war nicht allzu viel. 
Dieses kam dann noch in unkundige türkische Hände. 
In dem Bestreben, die Verhältnisse der türkischen Armeen in Palästina 
zu bessern, stand Oberst v. Kreß obenan. Er übersah, wie ich nachträglich 
erkannte, alle Leiden und Sorgen der Armeeleitung in Palästina besser 
als die Herren in Konstantinopel. Diese machten sich ein viel zu günstiges 
Bild und übermittelten es in das Große Hauptquartier. 
In Konstantinopel faßte man den Gedanken, Palästina besser zu 
schützen, allmählich auf. Man wollte ihn aber jetzt in offensivem Sinne 
lösen. Die Operation gegen Bagdad fiel sang- und klanglos unter den 
Tisch, statt dessen wurde ein Angriff in Palästina beabsichtigt. Hier wurde 
nun auch das deutsche Heeresgruppenkommando v. Falkenhayn eingesetzt. 
Oberst v. Kreß hatte die Möglichkeit eines Angriffs in Rücksicht auf 
die Verbindungen und den Zustand der türkischen Truppen bezweifelt. Er 
hat Recht behalten. Statt der Türken griffen die Engländer an. Der 
Oberst hatte nach dem Mißlingen ihres Angriffs auf Gaza im März ver— 
sucht, durch Streifen und Flieger gegen ihre rückwärtigen Verbindungen 
auf der Sinai-Halbinsel zu wirken. Es gelang ihm wohl auch einmal, die 
Wasserleitung zu zerstören, aber ernstlichen Schaden vermochte er ihr und 
der Eisenbahn nicht zuzufügen. 
Ende August gingen starke englische Kavalleriemassen gegen 
Berzeba vor, um hier den linken Flügel der Gazafront zu umfassen 
und an die Wasserversorgung Jerusalems heranzukommen. Die Unter— 
nehmung scheiterte ebenso wie entsprechende Versuche am 2. und 
18. Oktober. Erst am 2. November gelang es den Engländern, Berzeba 
zu nehmen. Gleichzeitig griffen sie unter Mitwirkung der Flotte Gaza 
an. Die türkische Armee wurde zum Rückzug gezwungen und zum Schutze
	        
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