Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Der Friedensschritt des Papstes 411 
  
ein. Italien überwand unter der starken Hand Clemenceaus und Lloyd 
Georges den anfänglich schweren Eindruck seiner Niederlage. In den 
feindlichen demokratischen Staaten hatte die Regierungsgewalt immer mehr 
den Charakter der Diktatur angenommen. 
VII. 
Durch die Friedensresolution des deutschen Reichstages fühlte sich 
der Vatikan zu einem besonderen Friedensschritt angeregt. Mitte 
August erschien die Friedensnote des Papstes vom 1. dieses Monats, die 
sich an die Oberhäupter der kriegführenden Staaten wandte. 
Die Note stellte sich ganz auf den Boden eines Friedens ohne An- 
nexionen und Kontributionen und dachte uns starke Zumutungen zu, wäh- 
rend die Entente sehr gut abschnitt. Die deutsche öffentliche Meinung nahm 
zu ihr in gleicher Weise wie im Juli zur Friedensresolution Stellung. Die 
rechtsstehende Presse lehnte sie ab, die der Mehrheitsparteien behandelte sie 
wohlwollend und rief auch die bessere Einsicht des Feindes an, sich eben- 
falls auf den Boden der Friedensnote zu stellen. Die Ententepresse be- 
handelte sie durchaus abweisend. Sie ist auch dabei geblieben. Entsprechend 
war die Stellungnahme der Regierungen. 
Reichskanzler Dr. Michaelis las uns seinen Antwortentwurf in Kreuz- 
nach vor. Ich versprach mir auch von diesem Versuch, zum Frieden zu 
kommen, nichts. Die Antwort deckte sich ebenfalls nicht mit meinen An- 
schauungen. Ich stellte aber meine Bedenken zurück und machte nur un- 
wesentliche Gegenvorschläge. Diesen rein theoretischen Versuchen gegenüber, 
zum Frieden zu kommen, konnte ich mich nur abwartend verhalten, so unan- 
genehm mir auch das dauernde Sprechen vom Frieden im Interesse einer 
krafivollen Kriegführung mehr und mehr wurde. Wenn ich zurückblicke, so 
bedaure ich, daß ich gegen alles dies nicht mit aller Kraft aufgetreten bin. 
Frieden, den ich ebenfalls wünschte, sollte die Diplomatie schließen, aber 
dem Volke dauernd davon zu sprechen, solange der Gegner an seinem Ver- 
nichtungswillen festhielt, das taugte zu nichts. Das Vorgehen der Entente 
war darin vorbildlich weitsehend. 
Unsere Antwort, auch die Österreich-Ungarns, war entgegenkommend, 
in vielen Punkten diplomatisch ausweichend. Durch die Bezugnahme auf 
die Friedensresolution des Reichstages, die auf Wunsch der sieben, zur 
Mitarbeit herangezogenen Reichstagsabgeordneten erfolgte, wurde unsere 
Stellungnahme scharf festgelegt. 
Die Entente hat ablehnend oder überhaupt nicht sachlich geantwortet. 
Der Schritt des Papstes hatte keinerlei Erfolg. Es war imme' das alte 
Lied. Das deutsche Volk wollte ehrlich Frieden, aber die Entente lehnte ihn
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.