Die Vorbereitungen für den Angriff
im Westen 1918.
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ie Kriegslage zu Lande war um die Jahreswende 1917/18 durch den
Ausfall Rußlands für uns eine günstigere geworden, als je anzu-
nehmen war. Wir konnten wie 1914 und 1915 daran denken, durch Angriff
zu Lande den Krieg zur Entscheidung zu bringen. Die Stärkeverhältnisse
lagen so, wie wir sie noch nie gehabt hatten.
Der U-Bootkrieg hatte wirtschaftlich bisher nicht das geleistet, was der
Chef des Admiralstabes von ihm erwartet und auch ich auf Grund
des Urteils der Sachverständigen von ihm erhofft hatte. Der Frage des
Baues von U-Booten hatte ich mich auch weiterhin immer wieder trotz der
Versicherung der Marine zugewandt, daß alles Denkbare hierin geschehe.
Ich bekam auch Briefe von Abgeordneten, die mir mitteilten, es könne
mehr gebaut werden. Ich habe mich über diese Zuschriften gefreut, denn
sie enthielten ein Anerkenntnis meines Willens, den Krieg mit aller Energie
zu führen, andererseits war ich über sie überrascht. Der U-Bootbau ging mich
verfassungsmäßig gar nichts an. Mir war bis dahin von den Herren recht oft
der Vorwurf gemacht worden, ich bekümmere mich um Sachen, die nicht
meines Amtes wären. Es war überhaupt eine typische Erscheinung ge-
worden: wenn irgend etwas in der Heimat durchzusetzen war, dann wurde
ich angerufen. Ich konnte auch in diesem Falle leider nichts anderes tun, als
wiederum eindringlich mit den in Betracht kommenden Stellen der Marine
zu sprechen. Die Oberste Heeresleitung selbst hatte schon längst für das Heer
verfügt, daß jedem namentlichen Reklamationsgesuch für einzelne Leute
sofort nachzukommen sei. Weiter konnten wir mit Arbeiterentlassungen nicht
gehen. Auf der Bedarfsliste für Rohstoffversorgung stand der U-Bootbau
an erster Stelle. Alles, was mit ihm zusammenhing, war für die Oberste
Heeresleitung von ausschlaggebender Bedeutung. Die Frage war: Wie wird
der Stand der U-Booterfolge im Frühjahr 1918 sein? Werden die
U-Boote, auch wenn sie England nicht entscheidend zu erschüttern ver-
mochten, den Schiffsraum so vermindert haben, daß Amerika seine Neufor-
mationen wenigstens nicht in kurzer Zeit herüberbringen kann, und werden
sie in der Lage sein, bei dem Kampf gegen den feindlichen Schiffsraum auch
amerikanische Truppentransportschiffe zu treffen?