Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

436 Die Vorbereitungen für den Angriff im Westen 1918 
hältnisses zu Rußland und Rumänien und über die Haltung des Bolsche- 
wismus der Entente und dem Vierbund gegenüber — nicht nur als krieg- 
führende, sondern auch als revolutionäre Macht — Klarheit zu gewinnen. 
Wir mußten hierzu frühzeitig in die Lage versetzt werden. Es blieb noch 
immer eine sehr umfangreiche Transportbewegung zu überwinden. Die 
Rücksicht auf die amerikanische Gefahr ließ es geboten erscheinen, im Westen 
so früh wie möglich zu schlagen. Die Ausbildung der Armee für den Angriff 
ermöglichte es, die Mitte März hierfür in Aussicht zu nehmen. Die Pferde 
fanden dann auch wenigstens etwas auf der Weide zu fressen vor. Auch 
hieran war bei unserem Futtermangel zu denken. 
Ging alles in Brest-Litowsk glatt vonstatten, wurde dort gute Arbeit 
geleistet, so war zu erwarten, daß zu diesem Zeitpunkt Streitkräfte für 
einen erfolgreichen Angriff im Westen bereitgestellt werden konnten. Eine 
Verzögerung war nicht zu rechtfertigen. Ohne weiteres wird die Spannung 
verständlich, mit der wir auf die Friedensverhandlungen blickten. 
  
II. 
Die Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk begannen am 22. De- 
zember 1917. · 
Ihr Gang mußte auf die militärischen Entschließungen einen zwin— 
genden Einfluß ausüben, da wir noch im Weltkriege standen. Es handelte 
sich zu guter Letzt um die Frage, ob die Verhandlungen so geführt würden, 
daß wir angreifen und den Titanenkampf mit Sicherheit doch noch zu unseren 
Gunsten beendigen konnten, um uns vor dem traurigen Schicksal, besiegt zu 
werden, zu bewahren. 
Für die fernere Zukunft Deutschlands war ausschlaggebend, daß das 
gesamte Ostfragenproblem in einer Weise gelöst wurde, die den Interessen 
Deutschlands und Preußens entsprach und die Polengefahr möglichst be- 
schränkte. Die Festsetzungen in Kreuznach am 18. Dezember gaben viel- 
leicht noch Gewähr dafür. 
Eine ungemein schwere Verantwortung lag auf den Unterhändlern. 
Sie wurde diesen in keiner Weise durch die Stimmung in der Heimat er- 
leichtert, wie sie sich nun eimmal in dem Bann der feindlichen Propaganda 
und ohne Aufklärung seitens einer starken zielbewußten Regierung heraus- 
gebildet hatte. Sie übte bei vollständiger Verkennung des feindlichen 
Kriegswillens in der Besorgnis, den Unwillen des Gegners zu erregen 
und dadurch den Frieden zu erschweren, an jedem wirklichen Handeln 
ablehnende Kritik, gleichgültig, ob dadurch den Interessen des Vater- 
landes oder der Kriegführung und damit des endlichen Friedens ge- 
schadet wurde.
	        
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