Die ersten Weisungen 37
Schlachten im Stellungskriege erfordern etwas Ahnliches. Im Bewegungs-
kriege und bei der Schlacht aus dem Bewegungskriege heraus wechseln die
Bilder, die sich der Führer zu machen hat, in bunter Réeihenfolge. Da
muß er sich nach seinem Gefühl entschließen: das Soldatenhandwerk wird
zur Kunst und der Soldat zum Feldherrn.
Der Gedanke über die Führung der Schlacht formte sich in seinen
Einzelheiten allmählich in der Zeit vom 24. bis 26. August. Die große
Frage war, ob es tatsächlich möglich sein würde, das I. R. K. und das
XVII. A. K. von der Armee Rennenkampf wegzuführen, um sie mit den
anderen Teilen der 8. Armee zu einem Schlage gegen die Narew-Armee zu
vereinigen. Es hing dies allein von Rennenkampf ab. Wußte er seinen
Erfolg bei Gumbinnen auszunutzen, marschierte er schnell vor, so war dies
undenkbar. Es blieb dann nur übrig, das I. R. K. und das XVII. A. K. in
mehr südwestlicher Richtung gegen Wormditt zurückzunehmen, während die
andere Gruppe der 8. Armee die Narew-Armee aufhielt, um ihr günstigen-
falls eine Schlappe zu bereiten. Auch an starre Verteidigung in irgend-
einer Linie östlich der Weichsel konnte zur Not gedacht werden.
Allmählich wurde es klar, daß Rennenkampf nur ganz langsam vor-
marschierte. Dementsprechend konnten die beiden Armeekorps nach und
nach aus ihrem Rückmarsch etwa über die Linie Bartenstein—Gerdauen in
scharf südlicher Richtung auf Bischofsburg, Neidenburg abgedreht werden.
Zunächst wurde unter dem Schutze der 1. Kav. Div. und des I. R. K.
das XVII. A. K. über Schippenbeil auf Bischofstein nach Süden ge-
zogen. Als es hinter dem I. R. K. abgeflossen war und am 26. von
Bischofstein auf Bischofsburg vormarschierte, wurde nun auch das I. R. K.
südlich Schippenbeil vorbei in Richtung Seeburg vorgeführt. Front gegen
Rennenkampf behielt nur die 1. Kav. Div. etwa bei Schippenbeil und süd-
lich. Von ihr erhielt am 26. noch die 1. Kav. Brig. Befehl, über Rössel
auf Sensburg vorzumarschieren. Vom 27. August ab standen demnach
nur zwei Kavallerie-Brigaden zwischen Mauer-See und Pregel gegen 24
sehr starke Infanterie= und mehrere Kavallerie-Divisionen Rennenkampfs.
Die Seensperre war westwärts offen, konnte umgangen, Königsberg mit
Leichtigkeit abgeschlossen werden.
Der Entschluß zur Schlacht baute sich auf der Ansicht über die Schwer-
fälligkeit der russischen Führung auf, er war tief begründet durch die Aufgabe,
trotz unserer Unterlegenheit zu siegen, aber doch von ungeheurer Schwere.
Die Korps marschierten hier in den Rücken der von Neidenburg auf
Allenstein vorgehenden Narew-Armee. Sie boten dabei den eigenen Rücken
der Armee Rennenkampf ohne nennenswerte Deckung auf zwei bis drei
Tagesmärsche Entfernung. Als dann die Schlacht am 27. in aller Schwere
begann und nicht, wie es in früheren Kriegen Regel war, an einem Tage