Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

446 Die Vorbereitungen für den Angriff im Westen 1918 
  
übrigen warm verehre, machte mir in Erregung über den Verlauf der 
Sitzung den Vorwurf, ich bereite Österreich-Ungarn Schwierigkeiten. Ich 
konnte nur darauf hinweisen, daß heute nicht ich, sondern die anderen 
Herren sich gegen die austro-polnische Lösung geäußert hätten. Die pol- 
nische Frage blieb in Schwebe. 
Auch die Bedingungen des rumänischen Friedens wurden kurz be- 
sprochen. Ich drängte hier ebenfalls auf tatkräftiges Arbeiten. 
Der Staatssekretär v. Kühlmann und Graf Czernin begaben sich nach 
der Besprechung nach Brest zurück. 
Der Frieden mit der Ukraine wurde am 9. Februar daselbst unter- 
zeichnet. Ich bat nun Staatssekretär v. Kühlmann, entsprechend seiner 
Zusage vom 5. Februar den Bruch mit Trotzki herbeizuführen. Er verhielt 
sich aber ablehnend. 
Am gleichen Tage rief ein Funkspruch der russischen Regierung 
das deutsche Heer zum Ungehorsam gegen seinen Obersten Kriegsherrn auf. 
Auf Antrag des Generalfeldmarschalls bei Seiner Mojestät wies 
der Kaiser Staatssekretär v. Kühlmann nunmehr an, Trotzki ein Ulti- 
matum zur Annahme unserer bisherigen Bedingungen zu stellen, gleich- 
falls beauftragte der Kaiser den Staatssekretär, die Räumung des 
Baltikums zu fordern. Letztere Weisung glaubte dieser in Rücksicht auf 
die Stimmung Ssterreich-Ungarns und der Heimat nicht ausführen zu 
dürfen. Seine Majestät war einverstanden, daß hierauf verzichtet wurde. 
Staatssekretär v. Kühlmann drängte nun Trotzki, zum Abschluß zu 
kommen. Dieser lehnte jede Bindung ab, erklärte aber gleichzeitig den 
Krieg für beendet, die Demobilisierung der russischen Armee für angeordnet. 
Dies schuf naturgemäß völlige Unklarheit im Osten. Wir durften un- 
möglich die Verhältnisse dort in einem so unfertigen Zustand belassen. Er 
konnte uns jeden Augenblick neue Gefahren bringen, während wir im 
Westen um unser Leben rangen. Die militärische Lage verlangte Klarheit. 
Sie sollte durch Besprechungen in Homburg gewonnen werden. 
IV. 
Die Beratung in Homburg fand am 13. Februar statt. Sie war 
von entscheidender Bedeutung für die Ereignisse im Osten. Der Reichs- 
kanzler, der Vizekanzler, Staatssekretär v. Kühlmann, der Generalfeld- 
marschall, der Chef des Admiralstabes und ich nahmen daran teil. Seine 
Majestät der Kaiser wohnte ihr nur zeitweise bei. 
Von seiten der Obersten Heeresleitung war schon vorher eine Anzahl 
von Telegrammen an den Reichskanzler gegangen, die um Kündigung des 
Waffenstillstandes baten. Augenblicklich war die russische Armee kein
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.