Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

38 Tannenberg 
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beendet wurde, sondern sich bis zum 30. hinzog, stand Rennenkampfs ge- 
waltige Armee wie eine drohende Gewitterwolke im Nordosten. Er 
brauchte nur anzutreten, und wir waren geschlagen. Aber Rennen- 
kampf marschierte mit seinem Gros nur unwesentlich über die Linie 
Allenburg—Gerdauen—Neidenburg vor, und wir errangen einen glän- 
zenden Sieg. 
Die Sorgen, mit denen ich während dieser langen Tage auf die 
Njemen-Armee sah, kannten nur wenige. 
Um das XVII. A. K. und I. R. K. zur vollen Wirkung kommen zu 
lassen, mußte die andere Gruppe der 8. Armee selbstverständlich angreifen. 
Zunächst durfte sie sich allerdings nicht schlagen lassen. 
Das verstärkte XX. A. K. hatte sehr schwere, anstrengende Tage 
durchlebt. Am 23. stand es auf den Höhen nordöstlich Gilgenburg, mit 
der Front scharf nach Süden, während der Feind von Neidenburg, 
also von Südosten her, anrückte. Die 3. Res. Div. war noch in der Ver- 
sammlung westlich Hohenstein. Das I. A. K. hatte mit seinen Ausladungen 
bei Deutsch-Eylau eben begonnen. Wohl gelang es General v. Scholtz, 
überlegene feindliche Kräfte abzuschlagen. Er mußte aber doch unter Fest- 
halten der Höhen östlich Gilgenburg seinen linken Flügel in die Gegend 
westlich Hohenstein bis etwa Mühlen scharf zurücknehmen. Diese Be- 
wegung, so unbequem sie für die Truppe war, hatte auch ihr Gutes: Der 
Russe fühlte sich als Sieger. Er glaubte an keinen weiteren deutschen 
Widerstand, geschweige denn an einen deutschen Angriff. Er sah den Weg 
in das deutsche Gebiet östlich der Weichsel frei. 
Am 24. waren wir bereits bei General v. Scholtz. Wir trafen mit 
ihm in Tannenberg zusammen. Er und sein Chef, Oberst Hell, sollten im 
Laufe des Krieges ihre Namen hoch zu Ehren bringen und in der Geschichte 
verewigen. 
General v. Scholtz gab eine lichtvolle Schilderung über die großen 
Leistungen der ihm unterstellten Truppen seit Beginn des Feldzuges und 
über die ungemeine Schwere der letzten Kämpfe. Er glaubte, daß der 
Feind ihm weiter zusetzen würde, er aber standhalten könne. 
Auf der Fahrt von Marienburg nach Tannenberg hatten wir einen 
aufgefangenen feindlichen Funkspruch, der uns ein klares Bild über die 
gegnerischen Maßnahmen in den nächsten Tagen gab, zugesandt erhalten. 
Die Narew-Armee marschierte links gestaffelt mit dem VI. A. K. über 
Ortelsburg auf Bischofsburg, das am 26. erreicht oder durchschritten 
werden konnte, mit dem XIII. A. K. von Neidenburg über Passenheim 
auf Allenstein. Es folgten das XV. und XXIII. A. K. mit denen General 
v. Scholtz in diesen Tagen gekämpft hatte. Ihre südlichste Staffel war 
am 26. etwa bei Waxplitz zu suchen. Noch weiter links rückwärts und
	        
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