Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

456 Die Vorbereitungen für den Angriff im Westen 1918 
eine Regierung ans Ruder brachten, die uns genehm war und der Mehr- 
zahl nach aus Personen bestand, die sich zur Zeit im besetzten Gebiet be- 
fanden. Die Regierung trat deshalb auch in engste Verbindung mit den 
Rumänen, die sich in ehrlicher überzeugung auf seiten Deutschlands stellen 
wollten. 
Militärischerseits wurde zudem gefordert, um jede Überraschung seitens 
Rumäniens auszuschließen, daß der König und die königliche Familie bis 
zum allgemeinen Friedensschluß das Land zu verlassen hätten. 
Österreich-Ungarn war das Festsetzen des politischen Einflusses 
Deutschlands in Rumänien im höchsten Maße unbequem. Es fürchtete 
dies ebenso wie eine Zunahme des wirtschaftlichen Interesses Deutsch- 
lands. Graf Czernin widerstrebte beidem und setzte uns dadurch matt, 
daß er Ende Januar den früheren Militärattaché bei der rumänischen 
Regierung, Oberst Randa, nach Jassy zum König von Rumänien sandte 
und diesem seine Bereitwilligkeit versicherte, Rumänien einen ehrenvollen 
Frieden zu gewähren. 
Ich hörte in Kreuznach von dieser Entsendung auf Umwegen und war 
auf das unangenehmste berührt. Bei den Besprechungen am 4. und 
5. Februar wies ich auf das Bedenkliche der Mission des Oberst Randa 
hin. Graf Czernin und überraschenderweise auch Staatssekretär v. Kühl- 
mann gingen auf dieses Thema nicht ein. Ich gewann dadurch die über- 
zeugung, daß der Staatssekretär die Entsendung des Oberst kannte 
und ihr zugestimmt hatte. Sonst hätte er von diesem eigenmächtigen 
Schritt des Grafen Czernin ebenso betroffen sein müssen, wie ich es 
war, als ich von ihm hörte. Es war damit eine abschüssige Bahn 
betreten. Hatten wir Besprechungen mit dem Könige begonnen, ihn also 
gewissermaßen wieder anerkannt, dann durften wir allerdings nicht seine 
Abdankung oder seine Entfernung aus dem Lande fordern. Dies bezweckte 
auch Graf Czernin. Er brauchte den König zur Festigung der Stellung 
Österreich-Ungarns in Rumänien; Deutschland aber stieß, indem der Vier- 
bund die Verhandlungen mit dem König aufnahm, seine treuesten An- 
hänger in Rumänien vor den Kopf und brachte sie in eine unerträgliche 
Lage, unter der sie jetzt zu leiden haben. 
Besonders schwerwiegend wurde es für die Folge, daß die Diplomatie 
dem Kaiser und der Obersten Heeresleitung gegenüber immer wieder mit 
dem Gedanken spielte, die Entfernung des Königs würde durch die Ru- 
mänen selbst erfolgen. Wir sind dadurch militärisch unheilvoll beeinflußt 
worden. In der Hoffnung, daß sich die Regierung Rumäniens ändern und 
nun ihrerseits die Entfernung des Königs durchsetzen würde, unterließ ich 
es, die vollständige Entwaffnung der rumänischen Armee zu fordern. 
Durch die vorstehend geschilderten Verhältnisse wurden in die Ver-
	        
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