460 Die Vorbereitungen für den Angriff im Westen 1918
im Laufe des Frühjahrs Kräfte entzogen. Auch die Heeresgruppe Macken-
sen gab willig alles ab, was sie nur entbehren konnte, um den Erfolg im
Westen möglichst zu sichern.
VII.
Die Ausbildung des Heeres zum Angriff stellte wiederum eine ge-
waltige Arbeit dar; hierfür war der Winter 1917/18 auszunutzen, wie
der vergangene Winter der Schulung der Truppen in der Abwehr ge-
dient hatte.
Wie die taktischen Lehren damals in der „Abwehrschlacht“ zusammen-
gefaßt wurden, so entstand jetzt die „Angriffsschlacht im Stellungskrieg“.
Wir hatten wieder alle die vortrefflichen Grundsätze für den Angriff in das
Denken des Heeres zurückzurufen, die unsere Reglements vor dem Kriege
durchgeistigten. Sie waren durch die neueren Kampferfahrungen zu er-
gänzen. Ohne den Schwung des Angriffs zu hemmen, mußten die Ver-
luste so niedrig wie nur möglich gehalten werden. Das ganze Denken des
Heeres war aus dem Schützengrabenkrieg heraus wieder auf den Angriff
einzustellen.
Waren in der Abwehr die Kräfte in einem Abschnitt gleichmäßiger
auseinandergezogen, so kam es beim Angriff darauf an, einen ausge-
sprochenen Schwerpunkt herauszufinden und danach die Kräfteverteilung
zu bemessen. In der Abwehr hatten die Bodenerhebungen stark an Be-
deutung verloren. Auch die Arrasschlacht hatte dies wieder klar gezeigt.
Es wurden Stellungen gehalten, die vom Feinde vollständig ein-
gesehen waren. Oft hatte die Truppe geglaubt, ohne den Besitz dieser oder
jener Höhe nicht leben zu können; wenn sie die Höhe aber nicht bekam, ging
es auch so. Beim Angriff im Bewegungskrieg brachte der Gewinn der
Höhen die taktische Entscheidung. Ihr Besitz war grundsätzlich anzustreben.
Das Verständnis für die Breitenausdehnung der Truppen im Angriff
war wieder zu festigen und vor allem der Grundsatz, daß es nicht die
Menschen allein mit ihren Leibern, sondern mit ihren Waffen machen
müssen. Die Kampflinie war dünn zu halten, aber dauernd aus der Tiefe
zu nähren. Ebenso wie bei der Abwehr, so galt es beim Angriff, die
Formen zu lockern und die Schützengruppentaktik der Infanterie scharf
herauszubilden. Die Massentaktik des Feindes, die für ungeübte Truppen
Vorteile bietet, durften wir nicht nachmachen.
In der Infanterie-Kompagnie mußte das leichte Maschinengewehr
heimisch werden. Noch wurde es als Nebenwaffe der Infanterie an-
gesehen. Daß das leichte Maschinengewehr schärfer ausgedrückt, selbst
„Infanterist“ und der bisherige Infanterist der „Gewehrträger“ ist,
war noch nicht in Fleisch und Blut der Infanterie, geschweige denn