Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Ausbildung des Heeres zum Angriff 461 
  
der Armee übergegangen. Das leichte Maschinengewehr war und mußte 
bei seiner Feuerkraft gegenüber der eines Gewehres mit seiner fort- 
schreitenden Einführung immer mehr der Hauptträger des Feuerkampfes 
der Infanterie werden. Das sollte nicht besagen, daß der Gewehrträger 
nicht zu schießen hätte — es wurde im Gegenteil hierauf der allergrößte 
Wert gelegt. 
Leichtes Maschinengewehr und Gewehrträger bildeten Schützen- 
gruppen der Infanterie, die in Not und Gefahr, im Kampf um Leben und 
Tod zusammenzuhalten hatten. Ihre Feuerkraft wurde noch durch Schnell- 
ladehandwaffen aller Art und verschiedene Gewehrgranaten vermehrt. 
Dem schweren Maschinengewehr mit seinen größeren Schußweiten und 
besseren Leistungen fiel die Aufgabe zu, den Schützengruppen das Heran- 
arbeiten an den Feind aus rückwärtigen Stellungen durch Unterfeuerhalten 
des Gegners zu erleichtern. Selbstverständlich hatte es sich dem Vorgehen 
der Infanterie anzuschließen. Es war danach, obschon selbst Infanterie, zu 
einer Art Begleitwaffe derselben geworden. 
Die zweite Begleitwaffe war, namentlich gegen widerstandsfähigere 
Ziele auf nahe Entsernungen, der leichte Minenwerfer. Ursprünglich für 
den Stellungskrieg geboren, mußte er nun erst fahrbar und beweglich sowie 
für den direkten Schuß durch entsprechende Visierung geeignet gemacht 
werden. Der leichte Minenwerfer war Bestandteil des Infanterie-Batail- 
lons, das für den Kampf mehr und mehr zur taktischen Einheit in der 
Division wurde, ähnlich wie die Gruppe innerhalb der Kompagnie. 
Diese Begleitwaffen genügten noch nicht, um der Infanterie ohne zu 
große Verluste ihren schweren Weg zu ermöglichen. Die Masse der Artil- 
lerie bereitete selbstverständlich den Angriff vor. Sie konnte das aber nur 
im großen tun und ließ noch zu viel Widerstandsnester beim Feinde übrig, 
die nun in Kleinarbeit auf nahen und nächsten Entfernungen überwunden 
werden mußten. Bei jeder Division schieden deshalb aus den Artillerie-= 
verbänden für den Nahkampf Feldkanonen aus und traten als Infanterie- 
geschütze zu den Bataillonen oder Infanterie-Regimentern. Die Aufstel- 
lung von besonderen Infanteriegeschütz-Batterien war inzwischen in An- 
griff genommen, ging aber nur langsam vorwärts. 
Außerdem verfügte jede Division über ihre Minenwerfer-Kompagnie 
von mittleren Minenwerfern, die auch so beweglich gemacht war wie mög- 
lich und nach Bedarf auf die Bataillone verteilt werden sollte. Endlich 
kamen noch die Flammenwerfer, die gegen feindliche Besatzung in Unter- 
ständen und Kellern auf nächste Entfernungen eingesetzt werden konnten. 
Den Tank als Begleitwaffe der Infanterie besaßen wir nicht. Er war 
lediglich Angriffswaffe, und unsere Angriffe gelangen auch ohne Tanks. Das 
konnte uns nicht von der Pflicht entbinden, alles zu beschaffen, was unserer
	        
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