Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Der Plan zur Schlacht 39 
  
nach Westen herausgeschoben marschierte über Mlawa und Soldau das 
I. A. K., durch einige Kavallerie-Divisionen gegen Lautenburg und Stras- 
burg gedeckt. 
Es kam darauf an, in diese Bewegung mit der südlichen Gruppe der 
8. Armee von Westen her hineinzustoßen. Die Versuchung war stark, dabei 
südlich Soldau herumzugreifen, um auch das I. russische A. K. zu umfassen. 
Die Niederlage der russischen Narew-Armee in Verbindung mit dem Vor- 
gehen, des XVII. A. K. und des I. R. K. konnte so zu einer völlig ver- 
nichtenden werden. Aber die Kräfte reichten dazu nicht aus. So schlug 
ich dem General v. Hindenburg vor, mit dem I. A. K. von Deutsch- 
Cylau, Montowo her, mit dem rechten Flügel des verstärkten XX. A. K. 
von Gilgenburg auf Usdau anzugreifen und das russische I. A. K. nach 
Süden über Soldau zurückzuwerfen. Darauf hatte unser I. A. K. in Rich- 
tung Neidenburg durchzustoßen, um so wenigstens die Hauptmasse der 
Narew-Armee im Verein mit dem XVII. A. K. und I. R. K. zu umfassen. 
Wir mußten uns hier beschränken, wenn wir gewinnen wollten. 
Der Angriff des I. und XX. A. K. mußte auf den 27. verschoben 
werden. Gern hätte ich gesehen, daß er früher begann, aber das I. A. K. 
war noch nicht bereit, die Eisenbahnverhältnisse Ostpreußens waren zu un- 
günstig. Mit Recht bestand der Kommandierende General des I. A. K., Ge- 
neral v. Francois, darauf, vor dem Angriff sein Korps zusammenzuhaben. 
Es entwickelte sich auch nicht alles so glatt, wie ich es in dieser kurzen 
Skizze darstellen kann. Alle Truppen waren ungemein mitgenommen 
und durch das stete Kämpfen auch zahlenmäßig geschwächt. Die Be- 
fehlsübermittlung an das I. R. K. und XVII. A. K. stieß auf viele 
Schwierigkeiten. Feindliche Kavalleriepatrouillen machten das Gelände 
unsicher. Es blieb fraglich, ob der Feind uns Zeit zur Ausführung unserer 
Absichten lassen würde. 
Besonders störend waren die Flüchtlinge hinter der Gruppe v. Scholtz. 
Sie zählten viele Tausende, waren zu Fuß und zu Wagen und sperrten die 
Straßen. Sie klebten an der Truppe. Ein plötzlicher Rückzug der Armee- 
gruppe hätte die schmerzlichsten Folgen für die Flüchtlinge und die Truppen 
haben müssen. Aber es war nicht zu ändern. Die wenigen Gendarmen 
genügten nicht, die Massen zu leiten. Man mußte sie gewähren lassen. 
Viele traurige Bilder sind mir haften geblieben. 
III. 
Am 24. und 25. August war unser Quartier Rosenberg, am 26. Löbau. 
Wir hatten auch den 25. und 26. benutzt, um vielerorts Fühlung mit 
Führern und Truppe zu nehmen.
	        
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